Das Bild zeigt ein Kuscheltier

Kinderurologie

Liebe Kinder! Liebe Eltern!

Die Kinderurologie beschäftigt sich mit Fehlbildungen und Erkrankungen an Niere, Harnleiter, Harnblase und Genitale bei Neugeborenen und Kindern.

Die meisten Operationen und Untersuchungen bei Kindern können von uns ambulant durchgeführt werden. Sollte eine stationäre diagnostische Abklärung oder eine stationäre Behandlung notwendig sein, werden die Kinder auf der Kinderstation im Mutter-Kind-Zentrum untergebracht und dort von speziell ausgebildeten Kinderkrankenschwestern betreut.

Da bekannt ist, dass Kinder oftmals weniger Angst haben und auch der Bedarf an Schmerzmitteln geringer ist, wenn die Eltern anwesend sind, bieten wir nach Rücksprache die Möglichkeit an, einen Elternteil stationär mit aufzunehmen.

Rund um die Kinderurologie

  • Phimose: Vorhautverengung
  • Kryptorchismus: Hodenhochstand
  • Hydrozele testis: Wasserbruch
  • Varikozele: Krampfadern des Samenstrangs
  • Penisdeviation: Penisverkrümmung
  • Vesikorenaler Reflux: Rückfluss von Urin in Harnleiter und Nieren-Harnröhrenklappen
  • Nierenbeckenabgangsenge
  • Nierensteine
  • Enuresis: „Bettnässen“
  • Ultraschall (Sonographie)
  • Miktionscysturethrographie (Röntgen der Harnblase)
  • Nierenfunktionsszintigraphie (MAG III)
  • Harnblasenspiegelung (Zystoskopie)

Bei ca. 80 Prozent aller Neugeborenen kann die Vorhaut noch nicht hinter die Eichel gestreift werden. Im Laufe der Zeit kommt es zu einer Lösung der Vorhaut von der Eichel, so dass im Schulalter nur noch ca. 2 Prozent der Jungen eine Phimose haben.

Eine Vorhautverengung kann Ursache für eine lokale Infektion sein. In seltenen Fällen kann die Phimose derart ausgeprägt sein, dass es beim Wasserlassen zu einer Ballonierung oder gar zu einem Harnverhalt kommen kann. Unter bestimmten Umständen kann eine Behandlung mit einer schwach kortisonhaltigen Salbe versucht werden. Hochgradige bzw. narbige Vorhautengen werden durch eine ambulant durchgeführte Operation korrigiert (Beschneidung). Als Komplikationen einer Phimose können Entzündungen (Balanitis) oder eine Paraphimose auftreten. Hierbei kann die Vorhaut nach Zurückziehen hinter die Eichel nicht mehr über die Eichel nach vorne geschoben werden. Beide Krankheitsbilder müssen notfallmäßig behandelt werden!

Spätestens bis zum Schuleintritt sollte jedes Vorhautproblem gelöst sein! 

Normalerweise wandern die Hoden bereits im Mutterleib aus der Bauchhöhle hinab in den Hodensack. In einzelnen Fällen sind die Hoden zum Zeitpunkt der Geburt jedoch nicht dort angelangt. Manche Lageabweichungen korrigieren sich in den ersten Lebensmonaten von selbst.

Ist einer oder beide Hoden bis zum Ende des 5. Lebensmonats noch nicht ständig in der richtigen Position, rät man zu einer entsprechenden medikamentösen und ggf. operativen Behandlung. Denn für die Funktion des Hodens ist es nötig, dass die Temperatur etwa um 2°C niedriger ist als die Körpertemperatur. Hoden, die nicht in den Hodensack hinabsinken, haben später ein erhöhtes Risiko einer eingeschränkten Samenproduktion und können ein Grund für Unfruchtbarkeit sein. Oft ist der Hodenhochstand mit einem Leisten- oder Wasserbruch verbunden. Zusätzlich bedeutet ein Hodenhochstand ein bis zu 22-fach höheres Risiko, im Erwachsenenalter an Hodenkrebs zu erkranken.

Nach einer gründlichen Untersuchung der Hodenlage mittels Tastuntersuchung und Ultraschall besprechen wir mit Ihnen den Befund Ihres Jungen.

Beim Säugling kann sich ein- oder beidseitig vermehrt Flüssigkeit im Hodensack ansammeln, was sich vor allem beim Schreien bemerkbar macht. Diese sichtbare Vergrößerung korrigiert sich häufig innerhalb des ersten Lebensjahres und muss nur in Ausnahmefällen behandelt werden.

Bleibt dieser Wasserbruch auch nach dem ersten Lebensjahr bestehen, sollte er durch einen ambulant durchgeführten kleinen Eingriff beseitigt werden, weil die Ursache des Wasserbruches ein Leistenbruch (offener Processus vaginalis) sein kann, bei dem sich auch Darmanteile einklemmen können.

Diese Krampfadern entstehen durch ein erweitertes Venengeflecht im Hodensack im Bereich eines oder beider Hoden. In der Regel bestehen keine Beschwerden bis auf ein gewisses Schweregefühl im Hodensack oder ziehende Schmerzen in der Leiste bei sportlicher Betätigung.

Eine Behandlung muss in der Regel nur dann erfolgen, wenn ein Hoden in seinem Wachstum zurückbleibt oder die Qualität der Samenflüssigkeit schlechter wird. In diesen Fällen können die Krampfadern durch einen kleinen Eingriff, bei denen die Hauptvene, die die Krampfadern speist, unterbunden wird, beseitigt werden. Alternativ können die Venen durch Einspritzen bestimmter Medikamente verödet, d.h. verklebt werden.

Bei gesunden Menschen fließt der Harn durch die Harnleiter in die Blase und ein ventilähnlicher Mechanismus an der Eintrittsstelle der Harnleiter in die Blase verhindert ein Zurückfließen des Urins in die Nieren.

Beim Reflux ist diese Ventilfunktion an einem oder beiden Harnleitern gestört und der Urin fließt zurück in den oder die Harnleiter oder sogar in eine oder beide Nieren. Da mit dem Urin aus der Harnblase auch Bakterien in den oberen Harntrakt gelangen können, ist ein vesicorenaler Reflux mit einer erhöhten Infektgefahr (Nierenbeckenentzündungen) verbunden. Treten diese Infektion wiederholt auf, besteht das Risiko einer Schädigung der Niere(n). Ein Reflux kann bei etwa 1 Prozent der gesunden Kinder diagnostiziert werden. Das durchschnittliche Alter der Kinder liegt bei zwei bis drei Jahren. Praktisch kann ein vesico-uretero-renaler Reflux jedoch in jedem Alter, also auch bei Neugeborenen auftreten. Etwa Drei Viertel der behandelten Reflux-Kinder sind Mädchen. Der Reflux tritt auch gehäuft familiär auf.
 
Ein Harnwegsinfekt ist eine bakterielle Infektion des Harntraktes und kann die Nieren, die Blase oder beides betreffen. Ein Harnwegsinfekt, der die Nieren betrifft, wird als Pyelonephritis (= Nierenbeckenentzündung) bezeichnet. Die typischen Symptome sind Fieber, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Ein Harnwegsinfekt, der primär die Harnblase betrifft, wird Zystitis genannt. Die typischen Symptome sind eine schmerzhafte und häufige Miktion sowie ein ausgeprägter Harndrang. Neugeborene mit einem Harnwegsinfekt bzw. einer Pyelonephritis haben häufig andere Symptome: unklares Fieber, Erbrechen, Durchfall und/oder eine Gewichtsabnahme können Zeichen sein. Die Bakterien, die den Harnwegsinfekt hervorrufen, sind meistens Stuhlbakterien. Auch eine ausgeprägte Hygiene kann den Übertritt von Bakterien in den Harntrakt in der Regel nicht verhindern. Hat ein Kind einen Reflux, werden diese Bakterien direkt in die Nieren gespült, was zu einer Nierenbeckenentzündung führt. Obwohl ein Reflux erst nach einem Harnwegsinfekt diagnostiziert wird, ist es wichtig zu wissen, dass ein Reflux nicht Harnwegsinfekte hervorruft und ein Harnwegsinfekt nicht einen Reflux induziert.

Der Reflux wird durch ein Miktionscystourethrogramm diagnostiziert. Dabei wird Kontrastmittel über die Harnröhre in den Harntrakt gegeben. Danach werden Bilder während der Füllung der Blase und beim Wasserlassen durch Röntgen erstellt. Die Untersuchung dauert üblicherweise 15 bis 20 Minuten. Manchmal kann es bei kleineren Kindern notwendig sein, ein Beruhigungsmittel während der Untersuchung zu geben. Wurde ein Reflux diagnostiziert, kann eine Nierenfunktionsszintigraphie als nächster Schritt notwendig sein, um den Grad der Nierenschädigung festzustellen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein vesico-uretero-renaler Reflux von selbst ausheilt, ist sehr hoch. Eine Spontanheilung kann bis zum 6. Lebensjahr eintreten. Ein Reflux verbessert sich oder heilt bei vielen Kindern komplett aus, da die Verbindung des Harnleiters mit der Harnblase mit dem Längenwachstum des Kindes ebenfalls mitwächst. Umso kleiner der Grad des Refluxes, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass dieser ausheilt. Ziel der Behandlung ist ein Verhindern von Harnwegsinfekten und konsekutiver Nierenschädigung. Das Kind sollte daher regelmäßig untersucht werden mittels Sonographie der Nieren und Kontrollen des Urins auf das Vorliegen von Harnwegsinfekten.

Ziel einer operativen Behandlung ist die Heilung des Refluxes durch dessen Beseitigung. Der übliche Eingriff wird in Narkose über einen erweiterten Leistenschnitt durchgeführt. Die Operation besteht darin, den Verlauf des Harnleiters in der Blasenwand zu verlängern und damit den Ventilmechanismus des Harnleiters zu verstärken. Hierzu gibt es eine große Anzahl verschiedener chirurgischer Techniken, die sich bisher alle als sehr effektiv gezeigt haben. Nach der Operation sind Verlaufskontrollen zur Evaluierung des therapeutischen Erfolges notwendig.

Untersuchungen in der Kinderurologie

Der Ultraschall ist ein schonendes bildgebendes Verfahren ohne Strahlenbelastung, welches wir bei den Kindern zur Beurteilung der Nieren, der Harnblase und des Hodens einsetzen.

Bei dieser Röntgenuntersuchung wird über einen dünnen Katheter über die Harnröhre Röntgenkontrastmittel in die Harnblase gefüllt. Dann wird unter Röntgendurchleuchtung geschaut, ob dieses Kontrastmittel in Ruhe und während des Wasserlassens nur in der Blase bzw. Harnröhre sichtbar ist oder ob es auch in einen oder beide Harnleiter läuft, was einen vesikoureterorenalen Reflux beweisen würde.

Bei sehr kleinen Kindern, die unruhig sind, wird diese Untersuchung ambulant in Narkose durchgeführt. Durch unsere moderne digitale Röntgenanlage und die Maßnahmen zum Strahlenschutz kann die Strahlenbelastung sehr gering gehalten werden.

Um bei bestehenden Fehlbildungen und Erkrankungen der Nieren die Funktion der Nieren beurteilen zu können, wird die Untersuchungstechnik der Nierenszintigraphie angewendet. Hierbei wird ein Medikament, das sehr schwach radioaktiv markiert wurde, über eine Armvene in den Kreislauf gespritzt. Dann wird unter einer speziellen Kamera gemessen, wie schnell dieses Medikament in die Nieren gerät und wie schnell es von ihnen ausgeschieden wird. Die radioaktive Strahlung ist gering und ungefährlich. Für diese Untersuchung muss das Kind für eine längere Zeit absolut ruhig liegen. Daher wird die Nierenszintigraphie bei sehr kleinen Kindern ambulant oder kurzstationär in Narkose durchgeführt.

Um die Harnröhre und die Harnblase optisch beurteilen zu können, wird – bei Kindern grundsätzlich in Narkose – ein dünnes Endoskop über die Harnröhre in die Harnblase eingeführt und diese beiden Organe sowie die Mündung der beiden Harnleiter in die Blase beurteilt. Mit dieser Technik lassen sich auch Fehlbildungen wie Harnleiteraussackungen (Ureterozele) oder Harnröhrenklappen endoskopisch durch Schlitzung bzw. Aushobelung mit speziellen Instrumenten behandeln.