Urologische Klinik
Harnsteinerkrankungen
Das Harnsteinleiden ist vor allem in den Wohlstandsländern der westlichen Hemisphäre eine sehr häufige Erkrankung. In Deutschland sind bis zu 5% der Bevölkerung betroffen. In manchen Teilen der USA beträgt die Prävalenz bis zu 20%.
Grundlage der Steinbildung ist die Übersättigung harnsteinbildender Substanzen im Urin. Es kommt infolge der Übersättigung zur Kristallisation und im weiteren Verlauf zur Entwicklung eines Harnsteines.
Nach Erhebung der Krankengeschichte des Patienten folgen eine Urin- und Laboruntersuchung. Zusätzlich erfolgt eine orientierende und in Einzelfällen auch eine erweiterte metabolische Abklärung, da ein Stein auch die Erstmanifestation einer Stoffwechselerkrankung sein kann. Zum Nachweis eines Steines stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung.
Mit der Ultraschalluntersuchung (Sonographie) können Steine in der Niere und teilweise auch im Harnleiter nachgewiesen werden. Gleichzeitig kann die Niere auf Auffälligkeiten untersucht werden. Ebenso kann man einen Harnaufstau, bei Abflussbehinderung durch einen Harnleiterstein, nachweisen.
Mit einem klassischen Röntgenbild mit und ohne Kontrastmittel (IVP) ist der weitere Nachweis eines Steines möglich. Gleichzeitig kann man mit Hilfe des Kontrastmittels eine Aussage über die Funktion und Ausscheidung der Nieren vornehmen.
Mit der Computertomographie (CT) hat man eine weitere diagnostische Möglichkeit zur Hand, mit der man sehr schnell und sicher fast alle Steine, auch Harnsäuresteine, nachweisen kann.
Extrakorporale Stoßwellen Lithotripsie (ESWL)
Stoßwellen sind akustische Wellen, die biologisches Gewebe in der Regel ohne Nebenwirkungen durchlaufen und erst an der Grenzfläche Gewebe/Stein ihre Wirkung entfalten.
Hier kommt es zur Druck- und Zugspannungen, die zur Steinzerstörung führen.
Grundprinzip ist, dass außerhalb des Körpers (extrakorporal) erzeugte Stoßwellen durch technische Vorrichtungen (ähnlich einem Brennglas) auf den Nierenstein zentriert werden, sodass dieser durch die entstehenden Spannungen in kleine Bruchstücke zerfällt. Diese können dann in der Regel problemlos und schmerzfrei mit dem Urin ausgespült werden.
Die Stärke der Stoßwellen wird schrittweise nach Schmerzempfinden oder gemäß gerätetypisch empfohlenem Maximalwert eingestellt
Der Erfolg der ESWL hängt unter anderem von der Größe, der Lage und der Zusammensetzung des Steins ab.
Absolute Kontraindikationen der Methode sind Schwangerschaft und nicht behandelte Blutgerinnungsstörungen.
Komplikationen können neben Harnstau durch Ausbildung einer Steinstraße wenn keine Harnleiterschiene liegt, Blutdruckabfall unter Therapie mit Übelkeit und Erbrechen, sowie
eine Blutung mit Ausbildung eines retroperitonealem Hämatoms sein.
Perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL) und MiniPCNL
Diese Behandlung kommt vor allem bei großen Nierensteine über 2cm zur Anwendung.
Hierbei wird das Nierenhohlsystem von außen punktiert und der Kanal zur Niere aufgedehnt.
Im Gegensatz zur traditionellen perkutanen Nephrolitholapaxie, die einen größeren Schnitt und Zugang erfordert um Instrumente durch die Niere einzuführen, wird bei der sogenannten Mini-PCNL ein kleinerer Einschnitt von etwa 1 cm verwendet.
Diese Operationstechniken werden unter Vollnarkose durchgeführt.
Ein Endoskop (starr oder flexibel) wird durch den Einschnitt in die Niere eingeführt, um den Stein zu lokalisieren. Durch das Endoskop werden dann spezielle Instrumente in die Niere eingeführt und die Steine mittels Laser oder ballistischer Verfahren zerkleinert. Die Steinstücke werden ausgespült oder mit speziellen Greifinstrumenten herausgeholt.
Der Vorteil der Mini-PCNL gegenüber der traditionellen PCNL ist, dass der Einschnitt kleiner ist, was zu einer schnelleren Genesung und einer geringeren Schmerzbelastung führt. Die Methode ist jedoch nicht für alle Arten von
Nierensteinen geeignet und sollte von einem erfahrenen Urologen durchgeführt werden.
Harnleiterspiegelung (Ureterorenoskopie – URS):
Hierbei wird der Harnleiter mit dünnen (2-3 mm) Instrumenten über die Harnröhre sondiert und gespiegelt. Es können hiermit Steine mit einer Zange oder einen Körbchen entfernt werden. Bei größeren Steinen kann über das Instrument eine Lasersonde vorgeschoben werden und der Stein vor Ort in kleinste Teile zertrümmert werden. Bei Steinen im Nierenbecken oder den Nierenkelchen besteht auch die Möglichkeit mit flexiblen Instrumenten Steine zu entfernen oder zu zertrümmern. In der Regel wird nach einem solchen Eingriff eine Harnleiterschiene für einige Tage eingelegt.
Vorsorge zur Vermeidung von Steinen (Metaphylaxe)
Die allgemeine Metaphylaxe beinhaltet alle Maßnahmen zur Vermeidung einer Übersättigung des Urins mit zur Kristallisation neigenden Substanzen. Dazu ist in erster Linie eine ausreichende Urinausscheidung von mindestens 2-2,5 Litern pro Tag erforderlich. Die Flüssigkeitszufuhr sollte gleichmäßig über den Tag verteilt zu sich genommen werden. Zur Kontrolle der ausreichenden Verdünnung (Dilution) des Urins eignen sich das Urometer oder spezielle Teststreifen. Hiermit kann eine Dichtebestimmung des Urins erfolgen (<1,010 g/cm3). Die spezielle Metaphylaxe wird individuell auf die Steinart und das laborchemische Risikoprofil des jeweiligen Patienten abgestimmt. Dazu ist eine weitere intensive Betreuung durch den Urologen essentiell.