Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie
Leistungsspektrum
Die Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie behandelt abdominal- und thoraxchirurgische, traumatologische, orthopädische, urologische, neurochirurgische, onkologische oder plastisch-chirurgische Fragestellungen. Dies schließt spezielle Diagnostik (Ösophagus-pH-Metrie, Rektummanometrie, Urodynamik) ebenso ein wie besondere Therapieverfahren (minimal-invasive Technik, Endoskopie, Lasertherapie).
Es gibt zwei eigenständige Tätigkeitsbereiche, sogenannte Sektionen: die Sektion Kinderurologie und die Sektion Kinderorthopädie.
Wegen der Breite des Fachgebietes bedeutet Kinderchirurgie Teamarbeit. Die Aufteilung der Subspezialitäten auf der Ebene der Oberärzte und Fachärzte ist unerlässlich, um in allen Bereichen aktuell zu bleiben.
Subspezialitäten und Ansprechpartner*innen
- allgemeine und Neugeborenenchirurgie
- Kinderurologie: PD Dr. Ellerkamp, Dr. Assion
- Kindertraumatologie: Dr. Hechler
- Kinderneurochirurgie: Dr. Florian Klipfel
- Brustwandfehlbildungen, Verbrennungen, Hämangiome, Naevi und Kinderhaut: Dr. Ferdinand Kosch
- anorektale Fehlbildungen: Dr. Stricker
- minimal-invasive Chirurgie: Dr. Ferdinand Kosch
Unser Leistungsspektrum im Detail
Die „allgemeine“ Kinderchirurgie umfasst die operative Behandlung von angeborenen oder erworbenen Krankheiten im Bauchraum und an der Bauchwand sowie an der Haut einschließlich Tumoren im Kindesalter.
Die Neugeborenenchirurgie ist das Herzstück der Kinderchirurgie und umfasst die Korrektur von Atresien (Nicht-Durchgängigkeit) der Speiseröhre, des Dünn-, Dick- oder Enddarms, fehlendem Bauchwandverschluss, Zwerchfelldefekten, Lungenfehlanlagen, Fehlbildungen der Gallenwege und vielem mehr. Die Diagnose wird oft schon im Mutterleib gestellt. Es erfolgt dann eine frühzeitige Beratung der Eltern und eine langfristige Therapieplanung. Bei den übrigen Neugeborenen fällt die Fehlbildung in den ersten Lebenstagen auf. Nach Verlegung der Kinder wird dann nach ausführlicher Beratung und individueller Entscheidung die primäre Korrektur angestrebt.
Ein besonderer Bereich der Neugeborenenchirurgie sind die anorektalen Fehlbildungen. Hier ist der Anus nicht angelegt und es besteht oft eine Fistelverbindung zur Harnröhre (Jungen) oder zum Scheideneingang (Mädchen). Nach der operativen Korrektur steht die Erreichung der Kontinenz ganz im Vordergrund der Nachbetreuung, die in einer speziellen Sprechstunde erfolgt.
Viele Kinder haben einen angeborenen Leistenbruch, der sich im Säuglings- oder Kleinkindesalter zeigt und dann operativ versorgt werden muss. Große Nabelbrüche nach dem 2. Lebensjahr oder andere Lücken an der Bauchwand imponieren mit kleinen oder größeren Vorwölbungen und werden im Kindergartenalter verschlossen.
Ältere Kinder werden wegen Blinddarmentzündung, Gallensteinen, Darmverschluss, Tumoren im Bauch oder Brustkorb oder Erkrankungen von Leber, Milz oder Bauchspeicheldrüse in der Kinderchirurgie behandelt. Wir führen bei Bedarf die Endoskopie (Spiegelung) von Magen und Darm zur Diagnostik durch und haben die minimal-invasive Chirurgie zur Verfügung (siehe MIC).
Veränderungen an der Haut wie Hämangiome (Blutschwämme), Nävi (Leberflecke) u.ä. werden in einem interdisziplinären Team zusammen mit der Hautklinik betreut.
Die minimal-invasive, sogenannte „Schlüsselloch“-Chirurgie stellt heute eine Standardtechnik in der Kinderchirurgie dar. Sie erfolgt mit kleinen Instrumenten (3-5 mm Durchmesser) und mit der gleichen Sicherheit wie bei offenen Operationen. Vorteile sind für die so operierten Neugeborenen, Kinder und Jugendlichen die meist kürzeren Krankenhausliegezeiten und die kaum sichtbaren Narben.
Im Bereich der Bauchchirurgie erfolgen die Blinddarmentfernung, die Beseitigung eines Magenrückflusses in die Speiseröhre (Reflux), die Suche nach nicht tastbaren Hoden und deren Behandlung, die Behandlung von erweiterten Venen („Krampfadern“) im Bereich der Hodengefäße (Varikozele), die Diagnose und Behandlung von Zysten oder Tumoren der Eierstöcke, die Beseitigung von Nierenbeckenabgangsstenosen, die Beseitigung von Darmeinstülpungen (Invagination) und viele andere Erkrankungen über die Bauchspiegelung. Die Methode kann bei unklaren chronischen Bauchschmerzen auch als reine Untersuchung angewandt werden.
Im Brustkorb können geplatzte Lungenbläschen (Spontan-Pneumothorax) abgetragen, abgekapselte Eiter- und Sekretansammlungen bei schweren Lungenentzündungen (Empyem) gespült und entlastet oder (selten) Metastasen bei bestimmten Tumorerkrankungen entfernt werden.
Bei vielen weiteren Operationen im Bauch- und Brustbereich kann man heute die minimal-invasive Vorgehensweise als Alternative diskutieren. Die Diskussion erfolgt im Einzelfall individuell mit den Eltern und Patienten.
Die Kinderurologie kümmert sich um die angeborenen und erworbenen Erkrankungen von Niere, Blase, Harnleiter, Harnröhre und Geschlechtsorganen. Bereits pränatal und/oder im Rahmen der Screeninguntersuchungen junger Säuglinge können mittels Ultraschall Hinweise auf eine Fehlbildung gefunden werden. Röntgen- und Funktionsuntersuchungen schließen sich dann an.
Störungen des Urintransport von der Niere über die Harnleiter und Blase bis zur Harnröhre bewirken einen Urinstau (Doppelniere, Nierenbeckenabgangsstenose, Harnleitermündungsstenose, Harnröhrenklappen) oder ein Hin-und-Her-Pendeln des Urins (Reflux) und werden oft durch Harnwegsinfekte, Blasenentleerungsstörungen (auch z.B. durch Nervenstörung nach offenem Rücken) und Enuresis (Einnässen) auffällig. Viele Probleme reifen unter einer Antibiotikaprophylaxe oder medikamentöser Behandlung, manche benötigen aber auch einen operativen Eingriff, um Wachstum und Entwicklung der Nieren zu schützen. Hier sind engmaschige Kontrollen erforderlich.
Angeborene Fehlbildungen im Bereich der männlichen Harnröhre (vor allem Hypospadien) sind häufig und werden um den ersten Geburtstag operativ korrigiert. Auch Verzögerungen des Hodenabstiegs an seinen definitiven Platz im Skrotum müssen zum ersten Geburtstag behoben sein. Genitalverletzungen und akute Erkrankungen des Hodens (Entzündung, Verdrehung) oder des Ovars (Verdrehung) werden jederzeit notfallmäßig behandelt.
In der kinderurologischen Sprechstunde werden die Untersuchungen geplant und durchgeführt, Befunde besprochen, Therapiepläne erstellt, die operativen Maßnahmen vorbereitet und die Nachsorge und Langzeitkontrolle terminiert.
Ihre Ansprechpartnerin: PD Dr. Ellerkamp, Dr. Claudia Assion
Die Kindertraumatologie umfasst alle Verletzungen der Kinder einschließlich der Schul- und Kindergartenunfälle. Viele Wunden, Quetschungen, Prellungen, Verstauchungen und unproblematische Knochenbrüche werden in der „Kindernotaufnahme“ (KINA) versorgt. Hier steht rund um die Uhr ein Kinderchirurg bereit. Die weitere Betreuung übernimmt der Kinderarzt oder unsere Sprechstunde.
Bei verschobenen Knochenbrüchen führen wir eine individuelle konservative (Bruch einrichten, Gips) oder operative Behandlung (Nägel, Drähte, Schrauben u.a.) durch. Die Besonderheiten der offenen Wachstumsfugen werden dabei streng beachtet. Unser Therapiekonzept heißt: vernünftiger Aufwand – Maximum an Bewegungsfreiheit für das Kind – schnelle Entlassung nach Hause und in das gewohnte Umfeld, Schule, Kindergarten.
Gehirnerschütterungen kommen häufig vor, vereinzelt kommt es auch zu Hirnblutungen. Meistens ist eine Überwachung am Monitor für eine Nacht erforderlich, aber wenn nötig, stehen Intensivstation und OP zur Verfügung, um schwere Verletzungen zu überwachen oder Blutungen gemeinsam mit den Kollegen der Neurochirurgie zu entlasten.
Verletzungen von Brust- oder Bauchorganen sind selten und werden bei Bedarf gemeinsam mit den Kollegen der Kinderintensivstation überwacht und behandelt. Operationen sind hier nicht oft erforderlich, aber die Erfahrung, zum richtigen Zeitpunkt eingreifen zu können, ist sehr wichtig.
Das „Kindertraumazentrum“ (KiTZ) ist Teil des Traumanetzwerkes Nordbaden, einer Organisation zur Behandlung von Schwerverletzten. Es beteiligt sich mit dem Kindernotarzt an der Rettung und Erstversorgung, die dann in der Kindernotaufnahme (KINA) oder in der zentralen Notaufnahme (ZNA) fortgeführt wird. Die Abläufe sind festgelegt und beziehen alle anderen notwendigen Fachgebiete (Unfallchirurgie, Neurochirurgie, HNO, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie u.a.) mit ein. Die Kinderintensivstation ist wichtiger Partner für die Stabilisierungsphase. Schädel-, Brustkorb- und Bauchverletzungen werden überwacht und bei Bedarf gemäß internationalen Leitlinien konservativ oder operativ behandelt. Knochenbrüche werden früh und definitiv versorgt, damit die Intensivtherapie, aber auch die Mobilisierung erleichtert werden. Über eine stationäre Frührehabilitation erfolgt die Überleitung in die Reha-Phase in enger Zusammenarbeit mit kindgerechten Reha-Kliniken der Region. Die kinderchirurgische Nachsorge erfolgt über eine spezielle Trauma-Sprechstunde. Unser KiTZ ist kindertraumatologisches Referenzzentrum des Traumanetzwerkes Nordbaden.
Zum breiten Spektrum der Kinderchirurgie gehören auch neurochirurgische Krankheitsbilder. Im Vordergrund steht der Wasserkopf (Hydrozephalus) als angeborene oder erworbene Störung der Hirnwasser-Zirkulation. Vorübergehende oder bleibende Hirnwasser-Ableitungen werden vom Frühgeborenen bis zum Jugendlichen durchgeführt.
Daneben betreuen wir Patienten mit sogenannten Neuralrohrdefekten, also offenem Rücken (Spina bifida), aber auch Enzephalozelen (Schädelspalte). Oft wird in diesen Fällen schon vor der Geburt beraten, dann erfolgt nach der Geburt die Operation und daran schließt sich für diese Patienten eine langjährige Nachkontrolle unter Einbeziehung kinderorthopädischer und kinderurologischer Kollegen an.
Verschließen sich die Schädelnähte zu früh, erfolgt die entsprechende Therapieplanung und ggf. die Operation oft gemeinsam mit den Kollegen der Klinik für Neurochirurgie, die auch für die Operationen von Hirntumoren und für Sekundäreingriffe am Rückenmark zuständig sind. Auch die bei Schädelbrüchen und Hirnblutungen gelegentlich erforderlichen operativen Eingriffe werden in Kooperation durchgeführt. Die Kinder liegen aber in der Regel im Zentrum für Kinder und Frauen.
Ihr Ansprechpartner: Dr. Florian Klipfel
Kielbrust und Trichterbrust sind Fehlentwicklungen der Brustwand unterschiedlicher Ausprägung, die meist keine funktionellen Einschränkungen, aber psychologisch basierte Probleme hervorrufen können.
Nach ausführlicher Beratung wird überlegt, ob eine konservative Behandlung mit einer Saugglocke (Trichterbrust) oder einer Kompressionspelotte (Kielbrust) zum Erfolg führen kann.
Alternativ stehen operative Verfahren mit der Einbringung eines Metallbügels zur Verfügung, hier haben wir in den vergangenen Jahrzehnten große Erfahrung gesammelt und bieten diese Operationen an.
Ihr Ansprechpartner: Dr. Ferdinand Kosch
Die Bezeichnung Hämangiom („Blutschwamm“) wird undifferenziert für ganz verschiedene Gefäßfehlbildungen mit unterschiedlichen biologischen und pathologischen Merkmalen verwendet.
Infantile Hämangiome sind wachsende vaskuläre Tumore. Sie müssen einerseits von anderen Gefäßtumoren, wie den Hämangioendotheliomen, andererseits von arteriellen, venösen, lymphatischen oder kombinierten Fehlbildungen/Malformationen des Gefäßsystems abgegrenzt werden. Im Hinblick auf die Entscheidung für ein aktives oder abwartendes Vorgehen ist eine frühzeitige Unterscheidung erforderlich.
Was bieten wir an?
In der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie sind alle Möglichkeiten zur Behandlung von Hämangiomen vorhanden.
In der Regel wird Ihr Kind nach telefonischer Terminvereinbarung in unserer Ambulanz vorstellig. Je nach Notwendigkeit wird dann die weitere Therapie mit Ihnen abgestimmt.
Bei spezieller Fragestellung wird Ihr Kind in unserer interdisziplinären Sprechstunde zusammen mit der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Hautklinik, der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie behandelt.
Ihr Ansprechpartner: Dr. Ferdinand Kosch
Telefon: 0721 974 - 3110