Seit 2005 engagierte sich Dr. Wolf Esser für PJ-Studenten, zunächst einige Zeit ohne offiziellen Auftrag. Bis er zwischen 2007 und 2008 von der dortigen Geschäftsführung zum PJ-Beauftragten benannt wurde. „Es hat sich wohl rumgesprochen, dass mein großes Herz für den ärztlichen Nachwuchs gut ankam“, vermutet Esser rückblickend.
Er ist von Haus aus Neurologe. Im Juni 1987 nahm er als Assistenzarzt in der damals noch neurologisch-psychiatrischen Klinik seine Tätigkeit am Klinikum Karlsruhe auf. Nachdem sich die beiden Fachbereiche 1989 aufteilten, absolvierte er in der Neurologischen Klinik unter Leitung von Professor Karl-Ferdinand Druschky seine Facharztausbildung. Im weiteren Verlauf erfolgte die Benennung zum leitenden Oberarzt. Eine Zeitlang machte er sich als Sprecher der Oberärztinnen und Oberärzte für deren Belange im Klinikum stark. Im November 2016 trat er seinen Ruhestand an und blieb dem Klinikum als PJ-Beauftragter treu. Ende Juni gibt er das Amt weiter an Dr. Regina Wolf, die ehemalige Leiterin des Zentrums für Schmerztherapie Karlsruhe.
„Retrospektiv betrachtet, hat sich die Neurologie während meiner klinischen Tätigkeit explosionsartig weiterentwickelt: Sei es in der Schlaganfallversorgung, bei der Notfall- und Intensivmedizin, bei der multiplen Sklerose oder beim Morbus Parkinson, um nur einige Beispiele zu nennen“, gerät er ins Schwärmen.
Seine Begeisterung und Hingabe für die vielen spannenden Facetten der Neurologie waren wohl auch die Auslöser, dieses medizinische Fachgebiet angehenden Medizinern mit Engagement und viel Motivation nahezubringen. Während seiner Tätigkeit war es ihm vor allem immer wichtig, sich Zeit zu nehmen für den medizinischen Nachwuchs. „An praktischen Beispielen und klinischen Situationen theoretisch Gelerntes zu demonstrieren, hatte und hat für mich große Bedeutung. Oft waren es nur fünf Minuten, die ich mir immer mal wieder nahm, um den Studierenden etwas Spannendes am Patienten zu zeigen. Das wurde als sehr wertschätzend empfunden“, verdeutlicht Esser.
Nachdenklich stimmt ihn, dass in Zeiten kürzer Verweildauer, Fallzahl- und Erlössteigerungen sowie durch die Übernahme zusätzlicher administrativer Aufgaben das strukturierte Anleiten von PJ-Studierenden etwas auf der Strecke bleibt. PJ-Studierende in der Neurologie hat er immer wieder angeboten, ihn halbtags bei seinen Konsiliardiensten in die ViDia Kliniken Karlsruhe zu begleiten. „Da hatten sie eine „eins zu eins“-Betreuung und konnten viel lernen. Das wussten sie sehr zu schätzen. In einem Jahr kamen danach drei oder vier ehemalige PJ-Studierende als Assistenzärzte zu uns in die Neurologie. Eine schönere Anerkennung für meine Arbeit kann ich mir nicht vorstellen“, erinnert sich der langjährige Neurologe.
Essers Einschätzung zufolge tickt die heutige Generation angehender Ärzte anders als seine Generation. „Dies finde ich sehr bereichernd und das ist bis heute Motor für mich gewesen, als PJ-Beauftragter aktiv zu sein. Die jetzigen PJ-Studierenden sind die Zukunft. Es lohnt sich in jeder Hinsicht, sie auszubilden“, unterstreicht er. Als mitunter herausfordernd empfand er, dass die eher unsichtbaren Arbeiten, wie das Erstellen und Leben von strukturierten Abläufen für die PJs, entsprechend Anerkennung in den klinischen Gremien fanden.
Langeweile kommt bei dem engagierten Arzt mit Blick auf das endgültige Ausscheiden aus dem Klinikbetrieb des Klinikums nicht auf. Neurologische Vertretungsdienste in der Helios Klinik in Titisee-Neustadt, seine Tätigkeit als PJ-Lehrbeauftragter an der Universität Freiburg, psychiatrische Konsiliardienste bei den ViDia Kliniken sowie die Diamorphinvergabe bei der AWO fordern ihn nach wie vor medizinisch.
Froh ist er allerdings, zwischenzeitlich nicht mehr „eight to five“ arbeiten zu müssen. „Ich habe viel Zeit für mich, meine Familie, Freunde und meine Hobbys. Das genieße ich in vollen Zügen und schätze es als großes Glück ein“, betont er. „Mit dem SKK habe ich mich identifiziert und viele gute Kontakte herstellen können, die ich zukünftig vermutlich vermissen werde. „An der Stelle möchte ich mich auch bei Allen bedanken, die mich in all den Jahren unterstützt und begleitet haben. Als Vertrauensbeweis habe ich die Wahl zum Oberarztsprecher empfunden.“
Seiner Nachfolgerin Dr. Regina Wolf, die ab 1. Juli das Amt der PJ-Beauftragten anritt, wünscht er einen guten Start und viel Erfolg. „Ich schätze und mag sie sehr aus der jahrzehntelangen Zusammenarbeit im Zentrum für Schmerztherapie. Sie ist ein wahres Organisationstalent und wird neue spannende Impulse für die Studierenden setzen“, so Esser abschließend.