Krankheitsbilder
Der Schlaganfall ist ein Notfall. Beim Auftreten von Schlaganfallsymptomen ist die sofortige Verständigung des Rettungsdienstes 112 angezeigt. Eine Abklärung muss ohne zeitliche Verzögerung in einer Klinik mit Schlaganfalleinheit erfolgen, da der Erfolg einer Behandlung maßgeblich vom möglichst frühzeitigen Beginn bestimmt wird.
Der Neurologe in der Zentralen Notaufnahme führt eine erste Untersuchung durch und veranlasst eine Computertomografie des Kopfes mit Gefäßdarstellung. Binnen weniger Minuten kann der Neuroradiologe zwischen Blutung und Hirninfarkt unterscheiden und das Ausmaß der Hirnschädigung abschätzen. Bis zu 4,5 Stunden nach Symptombeginn kann eine medikamentöse Behandlung erfolgen. Liegt ein Verschluss eines großen Hirngefäßes vor, wird eine Hirnkatheter-Untersuchung durchgeführt.
Die Wiedereröffnung des Gefäßverschlusses durch den Neuroradiologen mit geeigneten Hirnkathetersystemen (Stentretriever und/oder Aspiration) bestimmt in diesen Fällen wesentlich den weiteren Verlauf des Schlaganfalls. Diese Behandlung ist rund um die Uhr möglich. Die weitere Versorgung wird durch die Schlaganfalleinheit der Neurologischen Klinik optimal koordiniert.
Hirnaneurysmen treten mit einer Häufigkeit von 2 Prozent in der Bevölkerung auf. Hirnaneurysmen können bluten. Das Risiko einer Blutung wird mit etwa 1 Prozent pro Jahr angegeben. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Typisch ist ein nicht gekannter, heftigster Kopfschmerz, der deshalb auch Vernichtungskopfschmerz genannt wird. Es handelt sich um einen Notfall.
Das Städtische Klinikum Karlsruhe verfügt mit Neuroradiologie, Neurochirurgie und Neurologie über ein Expertenteam, das die sofortige und notwendige Versorgung des Hirnaneurysmas sicherstellt. Es handelt sich um ein sehr ernsthaftes Krankheitsbild mit einer primären Sterblichkeit von 10 bis 25 Prozent.
Die Behandlung mit Verschluss des Hirnaneurysmas hat eine hohe Priorität, um frühe Nachblutungen zu vermeiden. Ob der Verschluss des Hirnaneurysmas mit Katheter durch den Neuroradiologen oder offen chirurgisch durch den Neurochirurgen erfolgt, wird nach sorgfältiger Abwägung mit dem Ziel eines optimalen Behandlungsergebnisses im interdisziplinären Konsens festgelegt. Die weitere Versorgung erfolgt auf Intensivstation.
Nicht geblutete Hirnaneurysmen werden zunehmend als Zufallsbefund bei Untersuchungen des Gehirns aus anderen Gründen gefunden. Ob die Versorgung eines inzidentellen Aneurysmas nötig ist, muss im Einzelfall entschieden werden. Wir beraten sie gerne.
Es liegt eine angeborene Erkrankung vor. Das Risiko einer Blutung wird mit etwa 2 Prozent pro Jahr angegeben. Wird eine AVM durch eine Blutung auffällig, bestimmt die Ausdehnung der Blutung, ob eine sofortige neurochirurgische Entfernung nötig ist. Andernfalls wird im Konsens zwischen Neurochirurgen, Neuroradiologen, Neurologen und Strahlentherapeuten ein Therapieplan entworfen mit dem Ziel des vollständigen Verschlusses der AVM. In der Neuroradiologie stehen flüssige Klebstoffe zur Verfügung, die über geeignete Katheter in das veränderte Gefäßkonvolut eingebracht werden.
Nicht geblutete AVM werden nur noch ausnahmsweise behandelt, da das niedrige spontane Blutungsrisiko das Risiko einer Behandlung nicht rechtfertigt. Eine genaue Analyse der AVM mit MRT und Angiografie dient zur Erfassung von Risikofaktoren und kann Hinweise auf schon stattgehabte, klinisch stumme Blutungen geben.
Die Halsarterien sind ein häufiger Ausgangspunkt für einen Schlaganfall. Es werden Gefässengstellen infolge einer Atherosklerose oder eines Gefässwandeinrisses (Dissektion), nach erfolgter Bestrahlungstherapie im Halsbereich und nach vorausgegangenen Operationen oder Interventionen beobachtet; selten liegen Aneurysmen der Halsarterien zugrunde.
Die Behandlung einer Gefässengstelle (Stenose) wird vom Ausmaß der Einengung abhängig gemacht. Wir unterscheiden symptomatische Stenosen, nach flüchtigen oder anhaltenden neurologischen Symptomen einer Durchblutungsstörung des Gehirns oder der Netzhaut des gleichseitigen Auges, von asymptomatischen Stenosen. Während bei symptomatischen Stenosen die Behandlung ab einem Stenosegrad von 50 Prozent begründet ist, gilt für asymptomatische Stenosen ein Stenosegrad von mindestens 60 Prozent als untere Grenze.
Der Beginn oder die Optimierung der medikamentösen Behandlung ist Grundlage des interdisziplinären Behandlungskonzeptes. Die Behandlungsalternativen einer Stentimplantation durch den Neuroradiologen oder die offen chirurgische Behandlung durch den Gefäßchirurgen sind im Einzelfall zu berücksichtigen.
Wir führen Stentimplantationen seit mehr als 10 Jahren durch und können bei geeigneter Indikation die Methode mit geringer Komplikationsrate anbieten. Die Behandlungsergebnisse werden zur Qualitätskontrolle durch IQTiG kontrolliert und regelmäßig veröffentlicht.
Es handelt sich um eine in der Regel erworbene Verbindung zwischen Arterien der harten Hirnhaut und den Venen. Typisches Symptom ist ein persistierender pulssynchroner Tinnitus. Große Fisteln überschreiten die Abflusskapazität der Hirnvenen und es kommt zur Rekrutierung von Umgehungswegen, z.T. über Venen der Hirnoberfläche oder über Venen des Spinalkanals.
In diesen Fällen liegt ein hohes Blutungsrisiko vor. Die Behandlung von duralen Fisteln ist auf arteriellem und venösem Weg möglich. Es werden üblicherweise Klebstoffe eingesetzt, die über geeignete Katheter lokal kontrolliert appliziert werden. Die Operation ist nur noch in Ausnahmefällen nötig.
Thrombosen der Hirnvenen können einzelne Venen oder ganze Venensysteme betreffen. Die Symptome sind wesentlich vom betroffenen Venensystem abhängig. Typisch sind anhaltende Kopfschmerzen, aber auch neurologische Defizite und Krampfanfälle. In ausgedehnten Fällen kann eine Entfernung des Thrombus durch Aspiration über geeignete Katheter nötig werden.
Das Vorliegen von Einengungen der großen duralen Hirnvenen wird mit einem Anstieg des intrakraniellen Hirndrucks in Verbindung gebracht. Typische Symptome sind anhaltender Kopfschmerz und Sehstörungen. Häufig führt ein typischer augenärztlicher Befund zu einer weitergehenden Abklärung. Die MRT dient zur Absicherung der Diagnose und kann eine zugrundeliegende Einengung der großen duralen Venen nachweisen. In geeigneten Fällen kann eine Stentimplantation durch den Neuroradiologen zu einer Normalisierung der Symptome führen.
Für viele degenerative neurologische Erkrankungen gibt es in der neuroradiologischen Bildgebung spezifische Zeichen, die eine Zuordnung des Krankheitsbildes erlauben. Je mehr Informationen uns genannt werden, desto besser kann der Neuroradiologe das Untersuchungsprotokoll an die Fragestellung anpassen, um auf der Grundlage der Bilddaten die richtigen Antworten zu geben. Die MRT nimmt in der Abklärung eine zentrale Position ein. Spezialuntersuchungen zur Substruktur des Gehirns, zur Hirndurchblutung und zu anderen funktionellen Parametern sind heute verfügbar.
Wir unterscheiden erregervermittelte ZNS-Erkrankungen von erregerunabhängigen entzündlichen ZNS-Erkrankungen. Chronische entzündliche ZNS-Erkrankungen, z.B. die Multiple Sklerose, machen mehrfache Untersuchungen über einen langen Zeitraum nötig. Einer Standardisierung des Untersuchungsprotokolls kommt eine hohe Relevanz zu, um die Vergleichbarkeit der verschiedenen Untersuchungen sicher zu stellen. Im Einzelfall ist zu klären, ob in jedem Fall Kontrastmittel für die Untersuchung notwendig ist.
Die Hirntumorbildgebung hat den Auftrag eine möglichst genaue Diagnose zu stellen. Mit multiparametrischer Bildgebung können MRT-Techniken sehr detailierte Aussagen zu pathophysiologischen Prozessen im Hirngewebe liefern und erlauben so die Abgrenzung gegen andere Erkrankungen.
Soll eine Operation erfolgen, werden diese Daten für Zwecke der Navigation in Planungsdatensätze zusammengeführt und können zur Erhöhung der operativen Sicherheit intraoperativ verwendet werden. Nach erfolgter neurochirurgischer Operation sichert eine frühe Bildgebung das operative Ergebnis.
Jeder unklare Krampfanfall macht eine Bildgebung notwendig. Die Vielgestaltigkeit der Anfallsursachen macht eine umfassende epileptologische und neuroradiologische Abklärung nötig. Manchmal lassen sich strukturelle Ursachen eines Anfallsleidens nur nach sehr sorgfältiger Analyse von hochaufgelösten Bilddaten finden, die mit hohem zeitlichen Aufwand angefertigt wurden. Gelingt der Nachweis einer zugrundeliegenden Läsion, kann ein epilepsiechirurgischer Eingriff erwogen werden.