Chirurgische Therapie
Unter der Adipositas- und metabolischer Chirurgie versteht man chirurgische Verfahren zur Behandlung der Adipositas und ihrer Begleiterkrankungen. Im Adipositaszentrum Karlsruhe bieten wir alle etablierten operativen und endoskopischen Verfahren an.
Die am häufigsten eingesetzten Operationsverfahren sind der Schlauchmagen und Magenbypass.
Bei der Sleeve Gastrektomie wird operativ das Fassungsvermögen des Magens um ca. 80 bis 90 % verkleinert, in dem ein schlauchförmiger Magen gebildet wird. Der Magenpförtner wird hierbei erhalten und der Magen ca. 4 cm vor dem Magenpförtner nach oben hin zum Übergang der Speiseröhre in den Magen abgetrennt. Der abgetrennte Teil des Magens wird aus dem Körper entfernt.
Diese Operation wird regelhaft laparoskopisch ausgeführt und dauert ca. 45 Minuten.
Der Übergewichtsverlust durch dieses Verfahren beträgt ca. 60 %.
Dieses Verfahren eignet sich für Patienten mit einem BMI von 40-50 kg/m², die keine starken Refluxbeschwerden haben und keine Diabetiker sind.
Weiterhin wird dieses Verfahren auch bei Patienten mit höherem BMI und hohem OP-Risiko durch Begleiterkrankungen im Rahmen eines Stufenkonzeptes durchgeführt. D.h. in einem ersten operativen Eingriff wird der Schlauchmagen angelegt. Nach einer Gewichtsreduktion von 40-70 kg wird dann ein bis drei Jahre später ein zweiter Eingriff als Umwandlung zur biliopankreatischen Diversion mit Duodenal switch oder der Ein-Anastomosenvariante (sog. SADI) durchgeführt. Dieser zweite Eingriff kann dann durch die vorangegangene Gewichtsreduktion mit einem deutlich niedrigeren Risiko durchgeführt werden.
Hierbei wird der Magen 5 cm unterhalb der Speiseröhre durchtrennt und eine kleinemagentasche gebildet. Eine Dünndarmschlinge wird zur Ableitung der Speise an diesen kleinen Magenrest angenäht und etwas tiefer erfolgt die Verbindung zwischen den voneinander getrennten Dünndarmanteilen.
Hierdurch ist auf eine Strecke von ca. 150 cm der Speisebrei von den Verdauungsenzymen getrennt, was zu einer späteren Aufschlüsselung der Nahrungsbestandteile führt. Der wesentliche Anteil an der Gewichtreduktion ist jedoch auch bei dieser Operation die eingeschränkte Menge der zugeführten Nahrung durch die Bildung des kleinen Magens. Die Operation wird in unserer Klinik laparoskopisch durchgeführt.
Der Magenbypass ist besonders für Patienten mit einem BMI zwischen 40 und 50 kg/m² sowie für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 oder starken Refluxbeschwerden geeignet. Es ist in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass nach einer derartigen Operation, in Abhängigkeit von der Dauer einer bestehenden Zuckerkrankheit, ca. 80% der Patienten keine oder deutlich weniger Diabetes-Medikamente mehr einnehmen müssen.
Die zu erwartende Gewichtsreduktion ist vergleichbar zum Schlauchmagen. Langfristig kann der BMI um 10-15 kg/m² reduziert werden. Wie bei allen anderen Therapieformen bei Adipositas, ist auch hier die Mitarbeit und Konsequenz des Patienten das mitentscheidende Kriterium für den langfristigen Erfolg.
Hierbei wird ebenfalls eine schmale Magentasche gebildet, die jedoch im Vergleich zum Roux-Y-Magenbypass deutlich länger ist. Eine Dünndarmschlinge wird zur Ableitung der Speise an diesen kleinen Magenrest angenäht, jedoch ohne eine zweite Nahtverbindung. Die Operation wird in unserer Klinik laparoskopisch durchgeführt.
Der wesentliche Anteil an der Gewichtreduktion ist jedoch auch bei dieser Operation die eingeschränkte Menge der zugeführten Nahrung durch die Bildung des kleinen Magens.
Diese Variante des Magenbypass kommt hauptsächlich für Patienten mit einem BMI zwischen 50 und 55 kg/m²> 45 zum Einsatz, da es zu einem etwas höheren Gewichtsverlust kommen kann als beim Roux-Y-Magenbypass. Die positiven Auswirkungen auf die Diabetes-Erkrankung sind vergleichbar zum Roux-Y-Magenbypass.
Ein Nachteil des Verfahrens ist, dass es in manchen Fällen zu einem Gallereflux in die Magentasche kommen kann.
Zunächst erfolgt hier die längsgerichtete Teilentfernung des Magens (Schlauchmagenbildung) und die Durchtrennung des Zwölffingerdarms nach dem Magenpförtner. Danach wird eine untere Dünndarmschlinge an den Zwölffingerdarm angeschlossen. Zuletzt erfolgt die Verbindung zwischen Dünndarm und Dünndarm ca. 100 cm vor Eintritt in den Dickdarm.
Neben der Verminderung der Nahrungsmenge durch den Schlauchmagen, erfolgt auch nach dieser Operation eine verminderte Aufnahme der Nahrungsbestandteile durch den kurzen Dünndarmschenkel am Ende des Dünndarms.
Der Vorteil dieser Technik liegt in der Erhaltung des Magenpförtners, so dass die aufgenommene Nahrung kontrolliert und schrittweise an den Dünndarm abgegeben wird. Die Operation wird ebenfalls laparoskopisch durchgeführt, jedoch in der Regel in einem Zwei-Stufenkonzept.
Die Operationsindikation ist wie bei der vorgenannten Operationstechnik zu sehen. Im langfristigen Verlauf kommt es auch hier zu einer Verminderung des Übergewichts von ca. 75 – 80 %. Die Erfolgsrate bezüglich Diabetes mellitus liegt ebenfalls bei über 90%. Insgesamt sind der Gewichtsverlust und die Rückbildung der Folgeerkrankungen bei diesem Verfahren mit am besten. Jedoch sind auch die Nebenwirkungen der Mangelverdauung und der notwendige Ersatz von Vitaminen und Spurenelementen am größten.
Das verstellbare Magenband wird in einer laparoskopischen Operation (Schlüsselloch-Chirurgie) in Vollnarkose eingebracht.
Dabei wird das Magenband knapp unterhalb des Übergangs zwischen Speiseröhre und Magen angelegt. Eine Portkammer wird in aller Regel unterhalb des linken Rippenbogens ins Unterhautfettgewebe eingelegt und an der Muskelhaut befestigt. Diese Portkammer kann durch die Haut angestochen werden, um mit Flüssigkeit das Magenband zu füllen. Hierdurch wird der Übertritt von Nahrung aus dem kleinen Vormagen in den Restmagen verzögert, was zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl führt.
Das Magenband, das immer noch eines der sichersten OP-Verfahren überhaupt ist, wird nur noch in speziellen Einzelfällen angeboten, da insbesondere die Langzeitergebnisse nicht für alle Patienten überzeugend waren.
Der Magenballon wird über eine Magenspiegelung eingebracht und dann im Magen mit 500 bis 700ml Flüssigkeit gefüllt.
Hierdurch kommt es zu einem früher einsetzenden Sättigungsgefühl. Nachteilig ist, dass der Magenballon aufgrund seiner Beschaffenheit nach spätestens 6 Monaten entfernt werden muss. Nach Entfernung des Magenballons kommt es sehr oft zur erneuten Gewichtszunahme.
Somit stellt der Magenballon letztlich nur eine vorübergehende Maßnahme, z. B. zur Operationsvorbereitung dar.
In 6 Monaten kann mit einem Magenballon mit einer Gewichtsreduktion von bis 50 kg gerechnet werden, was eine nachfolgende Operation und die erforderliche Narkose sehr positiv beeinflussen kann.