Um meinen Mitschülerinnen und Mitschülern meinen Arbeitsplatz in der Blutbank/Transfusionsmedizin näherzubringen, habe ich für alle eine Tour geplant, um das Blut von der Blutspende bis zur Transfusion zu verfolgen. Los ging es in der nagelneuen Blutspendezentrale!
Um Blut spenden zu dürfen, müssen zunächst ein paar Voraussetzungen erfüllt sein: Die Spendewilligen müssen mindestens 18 Jahre alt, 50 kg schwer und gesund sein. Nachdem sie einen recht umfangreichen Fragebogen zu ihrer Person und ihrem Gesundheitszustand ausgefüllt haben, von einem Arzt untersucht wurden und für die Spende tauglich befunden wurden, geht es los. Ein halber Liter Blut läuft in ca. 15. Minuten aus der Vene des Spenders in ein Beutelsystem. Zudem werden noch ein paar Röhrchen Blut entnommen, um es vor der Transfusion z.B. auf bestimmte Infektionskrankheiten wie Hepatitis, HIV oder Treponema Pallidum zu testen. Ebenfalls überprüft werden Parameter wie der Hämoglobinwert und natürlich die Blutgruppe des Spenders.
Jeder Patient bekommt die Blutbestandteile, die er benötigt
Heutzutage wird kein Vollblut mehr an Patienten verabreicht. Jeder Patient bekommt nur die Blutbestandteile, die er benötigt. Deshalb kommt das Blut nach der Spende in die sogenannte Fraktionierung. Hier werden die einzelnen Blutbestandteile wie die roten Blutzellen, auch Erythrozyten genannt, das Blutplasma und die Blutplättchen (Thrombozyten) voneinander getrennt.
Dafür werden die Beutel zunächst zentrifugiert; die schwereren roten Zellen setzen sich dabei im unteren, das Plasma im oberen Teil des Beutels ab. Die Thrombozyten bilden eine sehr schmale Schicht dazwischen, das ist der sogenannte Buffy-Coat. Mithilfe einer Presse, werden diese einzelnen Bestandteile je in verschiedene Beutel des Beutelsystems gepresst. Das Blutplasma ist nach diesem Schritt fertig zur Einlagerung und wird innerhalb von kurzer Zeit auf minus 40 Grad Celsius runtergekühlt. Man nennt es nun auch Fresh-Frozen-Plasma, kurz FFP. Unter diesen Umständen können die FFPs bis zu zwei Jahre gelagert, und nach dem Auftauen transfundiert werden.
Die Erythrozyten-Konzentrate (auch EK genannt) müssen noch einmal gefiltert werden, bevor sie einem Patienten verabreicht werden dürfen. In ihnen sind noch wenige weiße Blutzellen (Leukozyten) enthalten. Bei ihnen handelt es sich jedoch um Immunzellen, die beim Transfusionsempfänger schwere Nebenwirkungen bedeuten könnten, im schlimmsten Fall sogar den Tod. Nach der Filtration werden die EKs in einem der vielen Kühlschränke der Blutbank bei ca. 4 bis 6 °C gelagert.
Zuletzt noch der Buffy-Coat: Vier von ihm können blutgruppenkompatibel zu sogenannten Pool-Thrombozyten-Konzentraten zusammengeführt werden. Mit ihnen werden Patienten behandelt, deren Thrombozyten entweder zu wenig oder in ihrer Funktion eingeschränkt sind.
Mehr als AB0 und Rhesusfaktor
Im Labor der Blutbank werden alle Untersuchungen zum Thema Blutgruppen durchgeführt. Dieses ist weitaus komplexer, als die meisten vermuten werden, denn abgesehen vom AB0-System und dem Rhesus-Faktor „D“, gibt es noch viele weitere Blutgruppen-Systeme und -Antigene zu entdecken. Manche davon sind bei Fehltransfusionen sehr gefährlich, andere weniger. Die wichtigsten sind z.B. das Kell-System oder die Faktoren „c“, „C“, „e“ und „E“, die ebenfalls zum Rhesus-System gehören. Die Bestimmung dieser Antigene muss bei jedem Spender und Empfänger durchgeführt werden. Bei Patienten, die aufgrund häufiger Bluttransfusionen schon Antikörper gegen seltenere Blutgruppen-Antigene entwickelt haben, müssen die EKs auch auf diese Antigene getestet werden.
Zwischen Spende und Transfusion stehen mehr Verarbeitungs- und Untersuchungsschritte, als man zunächst vermutet. Ich freue mich, über dieses spannende Thema berichten zu können, und vielleicht habe ich den einen oder anderen motiviert, Blutspenden zu gehen.
Autor: Ruth Rieseweber, Schülerin der MTL Schule im 5. Semester