In der Kinder- und Jugendpsychiatrie müssen Patientinnen und Patienten oft lange auf eine stationäre Aufnahme warten. Das Land Baden-Württemberg hat jetzt auf diesen Versorgungsengpass reagiert und über einen befristeten Sonderbedarf zusätzliche Behandlungskapazitäten genehmigt. Das Städtische Klinikum Karlsruhe eröffnet in diesem Rahmen zwei zusätzliche Stationen mit insgesamt 20 Betten unter dem Dach der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.
„Wir verfügen in Karlsruhe über ein differenziertes und wohnortnahes Hilfesystem für psychisch kranke Menschen“, betont Bettina Lisbach, Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende. „Dennoch werden die zusätzlichen Kapazitäten dringend benötigt.“ Denn auch in Karlsruhe benötigen mehr Kinder und Jugendliche denn je eine psychologische Behandlung und die Situation hat sich durch die Corona-Pandemie noch einmal verschärft.
„Wir sind deshalb sehr froh, dass uns der Landeskrankenhausausschuss und das Sozialministerium die Möglichkeit gegeben haben, die zusätzlichen Betten im Rahmen des Sonderbedarfs zunächst auf zwei Jahre befristet anbieten zu können“, ergänzt der Kaufmännische Geschäftsführer Markus Heming. „Eine Station richtet sich an Jugendliche zwischen dem 14. und 18. Lebensjahr. Die zweite Station ist für Vor- und Grundschulkinder zwischen fünf und acht Jahren konzipiert.“
Die beiden neuen Stationen sind im denkmalgeschützten Haus C auf dem Campus Moltkestraße untergebracht. „Als das grüne Licht für den Sonderbedarf kam, haben wir umgehend mit den Sanierungsarbeiten begonnen und die nötige Ausstattung beschafft“, sagt Heming, der sich bei allen Beteiligten für ihr großes Engagement bedankt. „Aktuell gehen wir davon aus, dass die Nachfrage nach stationären Behandlungsplätzen auch in zwei Jahren groß sein wird und wir uns mit dem Sozialministerium auf eine Verstetigung des Bedarfs verständigen können.“
Die Erweiterung der Kapazitäten ist Teil einer umfassenden Neustrukturierung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Insgesamt werden wir unser Angebot weiter differenzieren und den psychosomatischen Bereich ausbauen“, erklärt Klinikdirektor Meike Bottlender. „Da es dabei vermehrt um die Versorgung von Kindern mit chronisch-somatischen und psychiatrischen Erkrankungen geht, z.B. Diabetes mellitus oder Epilepsie mit psychischen Begleiterkrankungen, streben wir eine engere Kooperation mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an.“ Dabei ist die räumliche Nähe zu diesem Fachbereich von großem Vorteil.
Ausbauen möchte Bottlender zudem die Eltern-Kind-Behandlung für Ein- bis Sechsjährige mit Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten, die Versorgung von Jugendlichen mit herausfordernden Verhaltensweisen sowie die Adoleszentenpsychiatrie, die sich an junge Menschen in der Übergangsphase zwischen Jugend und Erwachsenenalter richtet.
„Wir erhoffen uns durch die Erweiterung unseres Spektrums außerdem, auf dem Arbeitsmarkt als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden“, unterstreicht Susanne Kaltenbrunn, Pädagogische Leitung und stellvertretende Pflegedienstleitung in der KJPP. „Angesichts des Fachkräftemangels möchten wir potenzielle Bewerberinnen und Bewerber mit innovativen Konzepten überzeugen und gleichzeitig unsere Beschäftigten halten.“