Jedes Jahr werden in Deutschland um die 30.000 Kinder unter 15 Jahren mit Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich versorgt. Etwa 7.500 Kinder verletzen sich sogar so schwer, dass eine stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus notwendig ist. Die Kinderchirurgische Klinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe, eine der größten Abteilungen ihrer Art in Deutschland, behandelt jedes Jahr circa 50 kleine Patientinnen und Patienten mit solchen Verletzungen stationär und 150 ambulant.
„Wir haben viel Erfahrung in der Versorgung von verbrühten und brandverletzten Kindern“, betont Alexandru Tocut, Facharzt in der Kinderchirurgischen Klinik. „Ganz häufig geht es um so genannte Latzverbrühungen, wenn also ein Kind ein Gefäß mit heißer Flüssigkeit von oben herabzieht und diese über den Oberkörper läuft.“ Dagegen kommen nur rund 15 Prozent der Kinder mit einer Brandverletzung ins Klinikum Karlsruhe. „Das sind meist Verbrennungen an der Handfläche, wenn ein Kind den Kaminofen im Wohnzimmer oder eine heiße Herdplatte anfasst.“
Für die Stärke der Verbrühung oder Verbrennung gilt dabei als Maß: eine Handfläche des Kindes entspricht 1 Prozent der Körperfläche. „In Deutschland gibt es nur wenige Fälle, in denen über 30 Prozent der Hautfläche betroffen ist“, ordnet Spezialist Tocut ein. „Es gibt festgelegte Kriterien, bei denen die stationäre Behandlung in einem Zentrum für Brandverletzte Kinder erfolgen soll. Kinder die mit so schweren Verletzungen bei uns vorgestellt werden, werden nach der Erstversorgung zur weiteren Behandlung in die Uniklinik Mannheim verlegt.“
Dort ist eines der bundesweit 16 zertifizierten Verbrennungszentren angesiedelt. 90 Prozent der Fälle können aber kompetent vor Ort am Klinikum Karlsruhe behandelt werden. So hat der Arbeitskreis „Das schwerbrandverletzte Kind“ der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin die Kinderchirurgie jetzt als „Spezialisierte Klinik“ ausgezeichnet, um den regionalen Bedarf zu decken und lange, unnötige Transporte zu vermeiden. Dieses Siegel haben in Baden-Württemberg sonst nur zwei andere Kliniken. „Dies ist ein Meilenstein in der Versorgung der Kinder in der Region Karlsruhe.“
„Wir verfügen über erfahrenes Personal sowie über neueste Technik und Materialien. Wir können vom einfachen Verbandswechsel bis zur aufwendigen Hauttransplantation alle Maßnahmen kindergerecht durchführen“, betont Tocut. „Von der Erstvorstellung bis zur Nachsorge sind wir optimal vorbereitet, zumal rund um die Uhr Kinderchirurginnen und -chirurgen im Hause sind.“ Zusätzlich bietet die Klinik eine spezielle Sprechstunde an, in der neben der Ärztin oder dem Arzt auch Kolleginnen und Kollegen der Orthopädietechnik und der Physiotherapie teilnehmen. Dort können sich die Eltern zur Nachsorge aber auch zur Zweitmeinung vorstellen.
„Kinderhaut ist viel dünner und sensibler als Haut von Erwachsenen“, erläutert Tocut. Schon 50 Grad warme Flüssigkeiten können zu Verbrühungen führen und Narben hinterlassen, mit denen die Kinder dann wachsen. „Bei der Behandlung zielen wir auch darauf ab, den Kindern die Schmerzen und die Angst zu nehmen“, sagt der Spezialist. „Wo möglich, reduzieren wir Verbandswechsel auf ein Minimum und vermeiden Narkosen, um die im Wachstum befindlichen jungen Menschen nicht unnötig zu belasten.“
Viele Brand- und Verbrühungsunfälle von Kindern ließen sich ohnehin leicht durch Prävention vermeiden. „Einfache Regeln, wie Heißgetränke nie zu nah an den Rand von Tischen stellen oder Kinder nicht unbeaufsichtigt beim Kochen in der Küche zu lassen, reichen oft schon aus“, klärt Tocut auf. „Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit reicht aus, um ein ganzes Leben eine Narbe zu tragen.“
Info
Tipps zur Prävention gibt es im Internet beispielsweise auf den Seiten www.paulinchen.de oder www.tag-des-brandverletzten-kindes.de
Die spezielle Sprechstunde der Kinderchirurgischen Klinik findet jeden zweiten Mittwoch von 13 bis 15.30 Uhr statt. Termine können telefonisch vereinbart werden (0721 974-3110).