Körperliche Aktivität und Bewegung sind heute ein wichtiger Baustein bei der Krebstherapie. „Das war nicht immer so“, berichtet Physiotherapeutin Claudia Wannersdorfer „Früher galt für Krebspatienten, sich möglichst zu schonen und zu ruhen, besonders nach einer Chemotherapie, um die Wirksamkeit der Zytostatika nicht zu mindern und dem Immunsystem Zeit zur Erholung zu geben. Das ist mittlerweile längst überholt. Inzwischen sind Mediziner und Wissenschaftler von den positiven Effekten körperlicher Aktivität überzeugt. Die positiven Einflüsse von Bewegung und körperlicher Aktivität konnten zwischenzeitlich auch mehrfach in Studien nachgewiesen werden.
Bewegung als therapeutische Maßnahme
„Körperliche Aktivität kann im Zuge einer Tumorerkrankung sogar die Gefahr eines Rückfalls verringern und die Chance auf Heilung erhöhen“, verdeutlicht Wannersdorfer. Auch das Selbstwertgefühl, das durch die Tumorerkrankung oft beeinträchtigt ist, kann sich durch individuell angepasste Bewegung stabilisieren, was sich positiv auf Körper und Geist auswirkt und zur Ausbildung einer Stressresistenz beitragen kann. „Bereits während der klinischen Behandlung setzen wir deshalb im Clinical Cancer Center auf eine gezielte Physiotherapie. Die Praxis zeigt, dass viele Begleiterscheinungen wie Fatigue, Schmerzen oder Ödeme dadurch gelindert oder sogar vermieden werden können.“ Nach Einschätzung der erfahrenen Physiotherapeutin besteht die hohe Kunst darin, als Physiotherapeut bei der Planung des physiotherapeutischen Therapiekonzepts das richtige Maß zwischen körperlicher Beanspruchung und Entspannung zu finden. „Wir möchten den Patienten ja Mut machen zur Bewegung.“
Sport und Bewegung zur Immunaktivierung
Speziell für Patienten mit Leukämie und Stammzelltransplantation hat Wannersdorfer mit dem Behandlungsteam Empfehlungen für die Bewegungs- und Sporttherapie entwickelt. Darin enthalten sind Bewegungsempfehlungen für den Klinikaufenthalt und zuhause sowie ein individuell anpassbarer Trainingsplan. Denn eine kontrollierte und individuell auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene Bewegungstherapie ist bereits während der Hochdosis-Chemotherapie, unter isolierten Bedingungen und während der stationären Zeit einer Knochenmarkstransplantation, möglich und sinnvoll. Mit Blick auf die Ausdauer setzt das therapeutische Team auf eine Kombination aus Ergometer- und Krafttraining, kombiniert mit gezielten Dreh- und Dehnübungen, speziellen Atemtherapien und Entspannungsübungen.
Bewegungstraining bei Krebs
Auch Patienten mit anderen Krebserkrankungen sollten, wenn immer möglich, in Bewegung bleiben. Hier steht seit kurzem ein sogenannter THERA Bewegungstrainer zur Verfügung. Der Trainer verfügt über eine Vielzahl spannender Trainingsprogramme, mit denen Arme und Beine gezielt trainiert werden können. Egal wie der Fitnesslevel ist, es ist für jeden etwas Passendes dabei. „Man kann mit dem Bewegungstrainer beispielsweise in Unterwasserwelten eintauchen und als U-Bootkapitän durch gezielte langsamere oder schnellere Arm- oder Beinbewegungen die Richtung „seines“ U- Bootes verändern. Es können Sternpunkte einfangen und damit Bonuspunkte gesammelt werden und wer zu langsam ist oder nicht aufpasst, fährt mitunter auch gegen eine Unterwassermine. Der Spaßfaktor ist in jedem Fall garantiert.“ Ziel ist die Verbesserung des subjektiven seelischen und körperlichen Befindens durch positive Bewegungserfahrungen, das Wissen über die eigene Leistungsfähigkeit und ihre Grenzen und die Fähigkeit, daraus selbstständig Strategien zu entwickeln, den eigenen Alltag soweit und solange wie möglich selbstständig zu bewältigen.