Die Niere ist ein Hochleistungszentrum im Körper. Unablässig filtert sie Giftstoffe aus dem Blut, unterstützt den Stoffwechsel, regelt den Wasserhaushalt und stellt damit langfristig den Blutdruck ein. Zudem kontrolliert sie den Elektrolythaushalt und produziert wichtige Hormone.
Störungen der Nierenfunktion beeinflussen deshalb eine Vielzahl von Vorgängen im Körper. Eine allmähliche Verengung einer oder beider Nierenarterien verursacht Bluthochdruck oder verschlimmert eine bereits bestehende Hypertonie. Solche Engstellen bezeichnen Mediziner als Nierenarterienstenose.
„In der Regel nimmt das Risiko für eine Nierenarterienstenose mit dem Alter zu“, betont Prof. Dr. Martin Hausberg, Direktor der Medizinischen Klinik I am Städtischen Klinikum Karlsruhe und Spezialist für Nierenerkrankungen. „Die Erkrankung kann aber auch schon in jüngeren Jahren auftreten.“
Die Symptome bei einer Nierenarterienstenose sind oft unspezifisch, das bedeutet, dass die Patienten von dem verengten Blutgefäß selbst nichts spüren. Vielmehr ist in vielen Fällen Bluthochdruck der erste Anhaltspunkt für die Nierenarterienstenose. Auch plötzlich auftretende Phasen mit hohem Blutdruck sind Signale. Auf zu hohen Blutdruck deuten wiederum Schwindel, morgendliche Kopfschmerzen, Nervosität, Übelkeit oder sogar Sehstörungen hin.
Im Klinikum Karlsruhe lässt sich eine Arterienstenose mit moderner Bildgebung erkennen. Bis in die späten 90er Jahre war die Angiographie der Nierengefäße die Methode der Wahl zur diagnostischen Abklärung. „Seit 15 Jahren favorisieren wir die Duplex-Sonographie“, erklärt Prof. Dr. Peter Reimer, Direktor am Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie am Klinikum. „Bringt diese keine befriedigenden Ergebnisse, verbildlichen und prüfen wir Funktion und Aussehen der Nierengefäße durch eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie.“
Primär lässt sich der aus der Nierenarterienstenose resultierende Bluthochdruck durch eine medikamentöse Therapie gut behandeln. „Für die Kontrolle der Hypertension setzen wir u.a. Betablocker, Diuretika, Blutverdünner und ACE-Hemmer ein“, fasst Hausberg zusammen.
Wird das Nierengewebe durch die verminderte Durchblutung beeinträchtigt, liegt eine Herzschwäche vor oder lässt sich der Bluthochdruck durch die Medikamente nicht einstellen, ist eine interventionelle Therapie der Nierenarterienstenose sinnvoll.
Dabei kooperieren die Medizinische Klinik I und das Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie ebenfalls. „Bei der Perkutanen Transluminalen Angioplastie, die wir auch bei verengten Herzgefäßen anwenden, bringen wir einen schmalen, biegsamen Schlauch in das Blutgefäß ein“, beschreibt Reimer die Methode. „Über diesen Katheter setzen wir einen kleinen Ballon oder ein kleines Metallgitterröhrchen (Stent) an die verengte Stelle ein, die die Arterie weiten und offenhalten.“
Die Erfolgschancen sind bei der medikamentösen wie bei der interventionellen Behandlung gut. „Der Kathetereingriff hat den Vorteil, dass die Patienten danach auf mindestens ein Medikament verzichten können“, betont Reimer.
Dennoch sollten Menschen mit einer Nierenarterienstenose regelmäßig zur Kontrolle kommen, um eine Verschlechterung rechtzeitig zu erkennen. Hierfür bietet die Medizinische Klinik I spezielle Nachsorgeuntersuchungen an. „Rauchen, Übergewicht und Diabetes mellitus sind die größten Risikofaktoren“, schließt Hausberg. „An diesen Punkten können die Patienten ihr Krankheitsrisiko selbst positiv beeinflussen.“