Unter dem Motto „Jedes Kind braucht eine Zukunft!“ fordern das Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland am diesjährigen Weltkindertag am 20. September ein stärkeres politisches Engagement für eine gerechte und lebenswerte Zukunft junger Menschen. Dass die Politik Kinder und ihre Rechte noch mehr in den Mittelpunkt rücken muss, sieht auch Prof. Dr. Sascha Meyer so. Der Direktor der Franz-Lust-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Städtischen Klinikum Karlsruhe richtet seinen Blick dabei besonders auf Kinder und Jugendliche, die gesellschaftlich benachteiligt sind, wie Kinder aus ärmeren Haushalten, geflüchtete und migrierte Kinder oder auch Kinder mit Behinderung.
„Lebenswerte Zukunft bedeutet für mich auch die Chance auf ein gesundes Leben und größtmöglicher Teilhabe“, hebt Meyer am Weltkindertag hervor. „In unsere Klinik kommen immer mehr junge Patientinnen und Patienten, die unter den Folgen einer falschen Ernährung und insbesondere Bewegungsmangel leiden.“ Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), nach der Kinder und Jugendliche pro Tag mindestens 60 Minuten mäßig bis sehr anstrengende körperliche Aktivitäten ausüben sollten, erreichen immer weniger Minderjährige.“ Oftmals münden beide Faktoren in starkem Übergewicht schon im frühen Kindesalter. Dieses ist laut WHO von zentraler Bedeutung für die Prävention von Adipositas, weil zahlreiche Risiko- und Schutzfaktoren des Körpers maßgeblich in dieser Lebensphase geprägt werden.
Auch wenn die Zahl der adipösen Minderjährigen bereits seit Jahren steigt, hat die Pandemie die Entwicklung noch einmal verstärkt. „Die Kinder leiden noch immer unter den Folgen von Corona, weil sie über Monate hinweg nicht in den Sportverein gehen konnten, keinen Schulsport hatten und nicht aus dem Haus gegangen sind, um sich mit Freunden zu treffen“, erinnert Meyer. „Einige haben danach den Schalter nicht wieder umlegen können.“
Doch neben der mangelnden Bewegung hat sich die Pandemie auch auf die Psyche vieler Mädchen und Jungen ausgewirkt. „Die Schulschließungen, häusliche Konflikte, der Verlust von Tagesstruktur oder der exzessive Medienkonsum haben teilweise schwerwiegende Folgen gehabt, die bis heute anhalten“, betont Meyer. „Das äußert sich dann in Stress, Ängsten, Interessenverlust und sozialem Rückzug bis hin zu manifesten Depressionen.“
Hier treffen sich die Kompetenzen der Kinder- und Jugendmedizin mit denjenigen der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Karlsruhe. „Bei Kindern, die mit Symptomen wie Bauchschmerzen oder Schwindel zu uns kommen, können wir eine organische Beeinträchtigung oft ausschließen – das Problem besteht aber weiterhin“, erklärt Meyer. „Neben der psychologischen Mitbetreuung in unserem Haus durch unsere Diplom-Psychologinnen Sonja Görgen und Judith Berg nutzen wir den guten fachübergreifenden Kontakt zu Klinikdirektor Meike Bottlender und seinem Team und schicken diese Patientinnen und Patienten nicht nach Hause.“ Durch die räumliche Nähe der zwei neuen Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Franz-Lust-Klinik hat sich die gemeinsame psychosomatische Versorgung dieser Kinder und Jugendlichen im Klinikum Karlsruhe seit Februar noch einmal verbessert.
Für die bestmögliche Versorgung der Minderjährigen jedes Alters zählt Meyer aber noch weitere Aspekte auf: „Wir bauen bis zum Jahreswechsel den geburtshilflichen Bereich deutlich aus und werden damit der steigenden Zahl an Geburten gerecht. Im Nachgang der Corona-Pandemie haben wir außerdem deutlich mehr Diabetes-Neuinfektionen diagnostiziert, auf die wir durch Dr. Andreas Veigel und seinem Team mit verschiedenen Therapieangeboten reagieren.“ Eine wichtige Rolle spielt außerdem das Sozialpädiatrische Zentrum SPZ, in dem ein interdisziplinäres Team unter der Leitung von Dr. Viola Prietsch Säuglinge, Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsauffälligkeiten, kinderneurologischen Erkrankungen und anderen chronischen Erkrankungen, die die Entwicklung beeinträchtigen können, ambulant betreut. „Dem Motto des Weltkindertages ‚Jedes Kind braucht eine Zukunft‘ fühlen wir uns im Klinikum Karlsruhe jeden Tag aufs Neue verpflichtet.“