Luftnot und Brustschmerzen sind oft Hinweise auf akute Herzprobleme, können aber auch durch eine Lungenembolie verursacht werden. Dabei fließen Blutgerinnsel, die zumeist in den Beinvenen entstanden sind, in die Lungenarterien und verhindern dort, dass das Blut in der Lunge mit Sauerstoff angereichert werden kann. Folge des Sauerstoffmangels sind beispielsweise Atemnot, körperlicher-geistiger Leistungsabfall oder Überanstrengung des Herzens bis hin zum Herzversagen.
Die Expertinnen und Experten der Kardiologie der Medizinischen Klinik IV und des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie im Städtischen Klinikum Karlsruhe haben jetzt eine neuartige Behandlungsoption für lebensbedrohliche Lungenembolien: Beim so genannten Flow Triever-Verfahren ™ wird ein spezieller Thrombektomiekatheter über die Leiste in der Lungenarterie platziert, der dort mit starkem Unterdruck die gefährlichen Blutgerinnsel – Thromben – heraussaugt.
„Dieses Verfahren, das in der Region bislang nur im Klinikum Karlsruhe zum Einsatz kommt, kann man sich wie einen Ministaubsauger vorstellen“, erklärt Prof. Dr. Julian Widder, Direktor der Medizinischen Klinik IV. „Wir setzen es dann ein, wenn eine medikamentöse Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten zur raschen Auflösung der Blutgerinnsel nicht mehr ausreicht.“
Erstmals wurde der spezielle Katheter im Klinikum Karlsruhe Ende Juni bei einem 63-jährigen Patienten eingesetzt. „Ihm ging es bereits wenige Tage nach der minimalinvasiven Intervention so gut, dass er die Klinik verlassen konnte“, betont Widder.
Der Eingriff selbst ist eine Teamarbeit zwischen der Kardiologie und dem Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie am Klinikum. „Die Blutgerinnsel lassen sich mit modernen Bildgebungsverfahren erkennen, die auch bei der Platzierung des Katheters eine wichtige Rolle spielen“, beschreibt Prof. Dr. Peter Reimer, Direktor des Institutes für diagnostische und interventionelle Radiologie. „Wir nutzen hier die Computertomografie (CT) zur Diagnostik und exakten Planung des Eingriffes.“
Die Patientinnen und Patienten profitieren umgehend von der gemeinsam durchgeführten Intervention: Die Versorgung mit Sauerstoff ist wiederhergestellt und das Herz wird entlastet. „Das neue Verfahren ist gerade bei Menschen, die mit einer schweren akuten Lungenembolie in die Notaufnahme kommen, eine schnelle und sichere Behandlungsoption“, veranschaulicht Widder. „Wir gehen davon aus, dass wir es künftig auf Basis der entsprechenden Indikation bei schweren Verlaufsformen regelmäßig einsetzen werden.“