Nach 14 Jahren als Direktor der Klinik für Nuklearmedizin hat Prof. Dr. Klaus Tatsch zum 31. Dezember das Städtische Klinikum Karlsruhe verlassen und damit seine langjährige außergewöhnliche Karriere im klinischen Betrieb beendet. „Mit Professor Tatsch verliert das Klinikum einen absoluten Fachmann, der neben seiner patientenorientierten und fachübergreifend ausgerichteten klinischen Tätigkeit großen Wert auf den wissenschaftlichen Austausch legte und legt“, sagte Bettina Lisbach, Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende.
2009 vom Münchener LMU Klinikum gekommen, begleitete Tatsch in Karlsruhe von Beginn an den Aufbruch in eine neue Ära der Nuklearmedizin. So wurden zwei neue Großgeräte für nuklearmedizinische Untersuchungen in Betrieb genommen, wofür zunächst die Räumlichkeiten saniert und umgebaut wurden. Zum Start im Jahr 2012 war das PET/CT-Gerät, das die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) mit der Computertomographie (CT) kombiniert, die weltweit erste Installation dieser Art in einem Krankenhaus. Es erkennt kleinste Stoffwechselveränderungen und kann damit Tumoren exakt darstellen.
Ein weiterer Meilenstein war die Inbetriebnahme eines hochmodernen Heißlabors zur Herstellung radioaktiver Arzneimittel, die beispielsweise für die Radiopeptidtherapie zur Bekämpfung seltener neuroendokriner Tumoren oder die Radioligandentherapie zur Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt werden. „Wir beschäftigen hierfür einen eigenen Radiochemiker und arbeiten damit auf universitärem Niveau“, hebt Tatsch hervor.
Insgesamt hat sich die Nuklearmedizin in Tatschs Amtszeit zu einem bedeutenden Querschnittsfach entwickelt, das mit allen anderen Fachbereichen und Instituten des Klinikums eng zusammenarbeitet. „Die Nuklearmedizin am Klinikum hat unter dem Schlagwort ‚Theragnostik‘ wichtige Grundlagen bei der Verzahnung von Diagnostik und Behandlung der Patientinnen und Patienten geschaffen“, erklärt Tatsch. „Das Miteinander der Fachabteilungen klappt hervorragend, besonders die Zusammenarbeit mit unserem Tumorzentrum CCC.“
Auch wenn die Nuklearmedizin bei der Diagnostik und Therapie auf Hightech setzt, war Tatsch der Kontakt zu seinen Patientinnen und Patienten immer sehr wichtig. „Viele von ihnen habe ich über viele Jahre behandelt und durch dick und dünn begleitet“, erinnert sich der Mediziner.
Auch den Austausch mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten schätzte der scheidende Klinikchef sehr. Bei der Zusammenarbeit lagen ihm die Aspekte Zuverlässigkeit sowie eine hohe Befundqualität sehr am Herzen. Gleiches gilt für die wertschätzende Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden der Nuklearmedizin, die dem Klinikdirektor in Erinnerung bleiben wird: „Mein Leitmotiv war immer der Teamgedanke, denn nur im Team lassen sich exzellente Ergebnisse erzielen.“
Neben seiner klinischen Tätigkeit hat sich Tatsch in der Forschung einen Namen gemacht. „Mein wissenschaftliches Steckenpferd ist die Diagnostik zerebraler Erkrankungen“, erklärt der Nuklearmediziner, der in Fachkreisen auch für die Weiterentwicklung der onkologischen Diagnostik sowie die Durchführung innovativer Therapien mit Radiopharmaka steht. Tatsch ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, der Europäischen Vereinigung für Nuklearmedizin, der Society of Nuclear Medicine und der Südwestdeutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, dessen Vorsitz er von 2011 bis 2020 innehatte. Außerdem war er langjährig Redaktionsmitglied im „European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging“ und im „Quarterly Journal of Nuclear Medicine“, für die er auch regelmäßig Fachbeiträge verfasste.
Sein Studium der Humanmedizin absolvierte Tatsch an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, wo er 1985 promovierte. Es folgte die Ausbildung zum Facharzt für Nuklearmedizin, die er 1990 erfolgreich beendete. Tatsch habilitierte 1994 und wurde im selben Jahr zum stellvertretenden Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am LMU Klinikum ernannt. Von 1996 bis 2009 lehrte Tatsch als Universitätsprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität, ehe er 2009 die Leitung der Klinik für Nuklearmedizin am Klinikum Karlsruhe übernahm.
In seinem neuen Lebensabschnitt will sich Tatsch seinen Hobbies widmen, die neben dem Beruf bisher zu kurz gekommen sind. „Ich nehme viele positive Erinnerungen aus meiner Tätigkeit am Klinikum mit, freue mich aber sehr, jetzt mehr Zeit zum Skifahren, Bergsteigen, Tauchen und Reisen zu haben.“
Tatschs Nachfolge wird Prof. Dr. Juri Ruf antreten, der vom Universitätsklinikum Freiburg nach Karlsruhe wechselt.