Interviewpartner
- Prof. Dr. med. Franz Kehl, Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin
- Elvira Schneider, Pflegedirektorin
Themenschwerpunkte
- Einschätzung zur Lage bundesweit
- Einschätzung zur Lage in Baden-Württemberg und der Region
- Aktuelle Situation im Klinikum Karlsruhe
- Omikron in Karlsruhe angekommen
- Impfanbebot im Klinikum
- Testzentrum im Klinikum
Einschätzung zur Lage bundesweit
Das RKI meldet am 17.12. eine bundesweite 7-Tage-Inzidenz von 331,8, diese hatte in der Vorwoche bei 413,7 gelegen. Die Todesfälle binnen 24 Stunden lagen bei 437 (Vorwoche: 484). Die Hospitalisierungsinzidenz erreicht 5,17 (Vorwoche: 5,75)
Bisher haben 73 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung gegen COVID-19 bekommen. 70 Prozent wurden vollständig gegen COVID-19 geimpft. Knapp 28 Prozent haben bereits eine Booster-Impfung erhalten.
In der 49. Kalenderwoche setzte sich laut RKI der leicht abnehmende Trend der wöchentlichen Fallzahlen in Verbindung mit einem leichten Rückgang beim Anteil positiv getesteter Proben fort. Trotz dieser Entwicklung würden insgesamt nach wie vor sehr hohe Fallzahlen verzeichnet und die Belastung der Intensivstationen durch die Vielzahl schwer erkrankter COVID19-Patient*innen bleibe hoch.
Alle Altersgruppen bis zu den 59-Jährigen tragen demnach mit hohen Inzidenzwerten bei. Dies ziehe weiterhin unvermeidlich viele schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle nach sich und mache das Auftreten von Impfdurchbrüchen wahrscheinlicher. Menschen in höheren Altersgruppen und Menschen mit vorbestehenden Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen, sind laut RKI am stärksten von schweren Krankheitsverläufen betroffen.
Es wurden bereits mindestens 102 Patient*innen über Bundeslandgrenzen hinaus anhand des Kleeblattkonzeptes verlegt.
Bis zum 14.12.2021 wurden in Deutschland laut RKI 112 Fälle der besorgniserregende Variante Omikron nachgewiesen (Vorwoche: 28 Fälle). Bei 213 weiteren über das Meldesystem übermittelten Fällen bestehe ein Verdacht auf Omikron. Die Schwere der durch die Variante Omikron verursachten Erkrankung lässt sich derzeit nach Angaben der Experten noch nicht abschätzen.
Die aktuelle Entwicklung ist nach Angaben des RKI weiter sehr besorgniserregend, die Zahl der schweren Erkrankungen und der Todesfälle werde weiterhin zunehmen und die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten würden regional überschritten.
Einschätzung der Lage in Baden-Württemberg und der Region
Nach Angaben des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg betrug die 7-Tage-Inzidenz am 16. Dezember landesweit 370,2 (Vorwoche: 491,7). Der R-Wert erreichte 0,84 (Vorwoche: 1,005).
Auf der Basis des Modells des Instituts für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Freiburg dürfte die Zahl der landesweit prognostizierten COVID-19-Fälle auf Intensivstationen in den kommenden 14 Tagen leicht zurückgehen.
Nach Daten des DIVI-Intensivregisters von Krankenhaus-Standorten mit Intensivbetten zur Akutbehandlung sind Stand 16. Dezember 621 COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg in intensivmedizinischer Behandlung (Vorwoche: 662), davon werden 333 invasiv beatmet (Vorwoche: 372). Die Hospitalisierungsinzidenz liegt landesweit bei 4,8 (Vorwoche: 5,6).
Laut Verwaltungstab der Stadt Karlsruhe gehen die Infektionszahlen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe zurück. Dennoch befänden sie sich immer noch auf einem sehr hohen Niveau, auch mit einer relevanten Anzahl an Todesfällen. Die Lage in den Kliniken ist demnach weiterhin angespannt. Es sei ein leichter Rückgang auf den Intensivstationen zu verzeichnen, zum Teil weil langzeitbeatmete Patient*innen versterben. Die Zugänge auf den Normalstationen sind laut Verwaltungsstab hingegen weiterhin sehr hoch.
Im Cluster Karlsruhe sind 61 Betten von 171 Intensivbetten mit COVID-Patient*innen belegt. In Karlsruhe gibt es aktuell noch vier freie Intensivbetten von 97 Betten.
Stand 16. Dezember lag der Inzidenzwert für Karlsruhe Stadt bei 297,6 (Vorwoche: 327,5) und im Landkreis bei 340,6 (Vorwoche: 438,2) (https://corona.karlsruhe.de/aktuelle-fallzahlen).
Aktuelle Situation im Städtischen Klinikum Karlsruhe
Das Klinikum Karlsruhe befindet sich weiterhin in Pandemiestufe 3.
Auf den COVID-Normalstationen werden aktuell 38 Patient*innen behandelt (Vorwoche 40). Aktuell müssen drei Vollstationen für COVID-Patient*innen vorgehalten werden. Derzeit laufen Planungen für eine vierte COVID-Normalstation, um den Bedarf bei steigenden Patientenzahlen decken zu können. In den COVID-Intensivbereichen werden derzeit 13 Patient*innen behandelt (Vorwoche 14).
Momentan steht kein freies Intensivbett für COVID-Patient*innen zur Verfügung.
Von den seit 1.7.2021 im Klinikum Karlsruhe behandelten COVID-Intensivpatient*innen waren 23 Prozent vollständig geimpft. 7 Prozent hatten einen unvollständigen Impfschutz. 63 Prozent waren umgeimpft. Bei 7 Prozent war der Immunstatus unklar. Von den COVID-Patient*innen ohne intensivmedizinischen Aufenthalt waren 28 Prozent vollständig und 2 Prozent unvollständig geimpft. 45 Prozent waren ungeimpft. Bei 25 Prozent war der Immunstatus unklar.
Wir beobachten, dass bei COVID-Patient*innen, die trotz vollständiger Impfung intensivmedizinisch behandelt werden müssen, in den meisten Fällen die zweite Impfung länger als sechs Monate zurückliegt oder eine schwere Vorerkrankung wie z.B. eine Krebserkrankung vorliegt.
Aktuelle Personalsituation
Im Bereich des Pflege- und Funktionsdienstes fallen aktuell 184 Mitarbeitende durch Krankheit, Quarantäne oder Beschäftigungsverbot aus. Davon befinden sich 34 Mitarbeitende in Quarantäne oder im Beschäftigungsverbot.
Omikron in Karlsruhe angekommen
Dem Gesundheitsamt Karlsruhe wurden die ersten beiden Infektionen mit der neuen Virusvariante Omikron gemeldet. In einem Fall handelt es sich demnach um eine Schülerin einer weiterführenden Schule aus Karlsruhe. Eine Infektionsquelle habe sich bisher nicht ermitteln lassen. Neben den engen Kontaktpersonen wurde wegen der Omikron-Variante auch wieder für die ganze Schulklasse eine Quarantäne angeordnet. Eine Freitestung ist bei dieser Variante nicht möglich.
Ein zweiter Fall betriff einen 31-jährigen Mann ebenfalls aus der Stadt Karlsruhe. Das Gesundheitsamt hat ermittelt, dass die Infektionsquelle nicht im unmittelbaren Umfeld, sondern in einem anderen Bundesland liegt. Beide Fälle haben keine Bezugspunkte zueinander.
Das Gesundheitsamt rechnet damit, dass sich die Omikron-Virusvariante aufgrund der in anderen Ländern beobachteten höheren Ansteckungsfähigkeit schnell weiterverbreiten wird.
Omikron weise in viel stärkerem Ausmaß als die bisherigen Varianten Mutationen auf. Dies könnte nach Aussage von Experten auf eine höhere Gefährlichkeit hinweisen, insbesondere für Menschen ohne ausreichenden Immunschutz. „Alle bisher ungeimpften Menschen sollten jetzt unbedingt die vielleicht letzte Chance zur Impfung nutzen, bevor Omikron sich womöglich rasant ausbreitet,“ sagte der Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Peter Friebel. Gleiches gelte für die Vervollständigung des Immunschutzes bei bereits Geimpften durch die Booster-Impfung.
Besorgniserregend an Omikron ist nach Angaben des RKI insbesondere die ungewöhnlich hohe Zahl von mehr als 30 Aminosäureänderungen innerhalb des Spike-Proteins, darunter solche mit bekanntem phänotypischem Einfluss (Erhöhung der Transmission, Immunevasion), aber auch viele Mutationen, deren Bedeutung gegenwärtig noch unklar ist. Daten hinsichtlich Virulenz, Wirksamkeit von Impfstoffen und therapeutischen Antikörpern sowie zur Übertragbarkeit, die experimentelle und diagnostische sowie klinische und epidemiologische Analysen erfordern, liegen laut RKI bisher jedoch noch nicht vor.
Impfangebot im Klinikum
Die Impfstelle des MVZ hat Stand 14. Dezember 1.876 Dosen an Bürger und Mitarbeitende des Klinikums verimpft. Die Kapazitäten wurden kontinuierlich ausgebaut. Seit dieser Woche verfügt die Impfstelle über einen dritten Impfplatz, sodass aktuell täglich zwischen 8 und 13 Uhr jeweils 240 Impftermine vergeben werden können. Verimpft werden BioNTech und Moderna. Termine sind buchbar auf www.impfen-skk.de.
Ab dem 16. Dezember werden drei Bundeswehrsoldaten die Beschäftigten der Impfstelle am Städtischen Klinikum Karlsruhe bei administrativen Aufgaben unterstützen. Die Geschäftsführung dankt der Bundeswehr herzlich für die Unterstützung.
Externe Teststelle
Im Bereich der ehemaligen C010/C011 in Haus C gibt es seit 9. Dezember eine externe Teststelle für Bürger*innen und Mitarbeitende, die durch einen externen Test-Dienstleister betrieben wird. Diese ist erreichbar über die Franz-Lust-Straße und den Parkplatz zwischen den Häusern C, E, R.
Die Teststelle ist täglich, auch am Wochenende, von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Termine können auf www.corona-test-karlsruhe.de gebucht werden, ein Test ist aber auch ohne Termin möglich. Telefonisch ist die Teststelle erreichbar unter 0721/974-2151.
Tagesaktuelle Situation im Klinikum Karlsruhe