Themenschwerpunkte
- Einschätzung zur Lage bundesweit
- Einschätzung zur Lage in Baden-Württemberg und der Region
- Aktuelle Situation im Klinikum Karlsruhe
- Aktuelle Personalsituation
- Aktueller Stand Booster-Impfungen für Mitarbeitende
- Besuchsverbot am Klinikum
Einschätzung zur Lage bundesweit
Am 19. November meldet das Robert Koch Institut 52.970 Neuinfektionen. Die bundesweite 7 Tage-Inzidenz steigt auf 340,7. Deutschlandweit wurden binnen 24 Stunden 201 Todesfälle verzeichnet. Aus dem Lagebericht des RKI vom 18.11. geht hervor, dass die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patient*innen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen bei 5,3 liegt. Insgesamt haben gut 70 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung gegen COVID-19 bekommen. Knapp 68 Prozent wurden bereits vollständig gegen COVID-19 geimpft.
In der Meldewoche (MW) 45/2021 ist die 7-Tage-Inzidenz im Vergleich zur Vorwoche erneut deutlich in allen Altersgruppen, auch in den höheren, angestiegen. Es ist laut RKI damit zu rechnen, dass sich der starke Anstieg der Fallzahlen innerhalb der nächsten Wochen fortsetzen wird, wenn die Bevölkerung nicht ergänzend zu den angeordneten Schutzmaßnahmen durch die sofortige, größtmögliche Reduktion ihrer Kontakte außerhalb des eigenen Haushalts und durch konsequentes Tragen von Masken, Einhaltung des Mindestabstands, regelmäßiges und gründliches Lüften von Innenräumen vor, während und nach dem Aufenthalt mehrerer Personen (AHA+L) in einem Raum mithilft, den momentanen Infektionsdruck auf alle so rasch wie möglich zu reduzieren. Diese Empfehlungen gelten demnach auch für Geimpfte und Genesene, also auch in Situationen mit 2G- und 3G-Regelungen.
Das RKI bewertet die aktuelle Entwicklung weiterhin als sehr besorgniserregend. Das Institut befürchtet, dass es zu einer weiteren Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle kommen wird und die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten überschritten werden können. Dies betreffe auch die intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten für schwere Erkrankungen anderer Ursache. Das RKI schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nur einmal geimpften Bevölkerung in Deutschland insgesamt als sehr hoch ein. Für vollständig Geimpfte wird die Gefährdung als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt. Daher empfehlen die Forscher dringend, das Impfangebot gegen COVID-19 wahrzunehmen und hierbei auf einen vollständigen Impfschutz zu achten.
Einschätzung der Lage in Baden-Württemberg und der Region
Die 7-Tage-Inzidenz betrug am 18. November in Baden-Württemberg 414,0 pro 100.000 Einwohner. Der Anteil der Infizierten >60 Jahre an allen Fällen innerhalb der letzten 7 Tage beträgt 15 Prozent, der Anteil der Kinder und Jugendlichen (0 - 19 Jahre) stieg auf 28 Prozent. Nach Daten des DIVI-Intensivregisters von Krankenhaus-Standorten mit Intensivbetten zur Akutbehandlung sind Stand 18. November 439 COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg in intensivmedizinischer Behandlung, davon werden 219 invasiv beatmet. Der Anteil an COVID-19- Fällen in intensivmedizinischer Behandlung an der Gesamtzahl der betreibbaren ITS-Betten beträgt 19,4 Prozent. Die Hospitalisierungsinzidenz liegt bei 5,7 Prozent.
Stand 18. November liegt der Inzidenzwert für Karlsruhe Stadt bei 361,2 und im Landkreis bei 412,4 (https://corona.karlsruhe.de/aktuelle-fallzahlen).
Der Verwaltungsstab der Stadt Karlsruhe weist darauf hin, dass aus medizinisch-infektiologischer Sicht des Gesundheitsamtes die aktuelle Infektionsentwicklung nur durch weitere einschränkende Maßnahmen bei Geimpften und Ungeimpften abgeschwächt werden kann. In ganz Baden-Württemberg seien noch rund 5 Prozent der verfügbaren Intensivbetten nicht belegt. Es werden rund 28 Prozent der Intensivkapazitäten durch COVID-19 Patienten gebunden. Aktuelle Prognosen gehen von einer weiteren relevanten Steigerung der COVID-19 Patienten in den Kliniken bis Ende November aus, was eine weitere Verschärfung der Lage auf den Intensivstationen insbesondere für schwer kranke non-COVID-Patienten erwarten lässt.
Innerhalb Baden-Württembergs sind die Cluster Karlsruhe und Stuttgart/Ludwigburg weiterhin stark belastet, können aber noch Patient*innen aufnehmen. Auch die anderen Cluster sind bereits gut ausgelastet, haben aber noch etwas mehr Spielraum. Das Sozialministerium hat am Donnerstag eine neue Allgemeinverfügung zur Quote intensivmedizinischer Kapazitäten in den Krankenhäusern zur Behandlung von COVID-19 Patient*innen bekanntgemacht. Danach sind Krankenhäuser mit umfassender Notfallversorgung (Stufe 3) und ECMO-Zentren gehalten, zumindest bis zu 32,5 Prozent ihrer zum Stichtag 6. September 2021 vorhandenen Intensivkapazitäten für die Behandlung von COVID-19 Patient*innen zur Verfügung zu stellen; Krankenhäuser der Stufen 1 und 2 zumindest bis zu 40 Prozent ihrer zum Stichtag vorhandenen und im Resource-Board dokumentierten Intensivkapazitäten.
Aktuelle Situation im Städtischen Klinikum Karlsruhe
Die Lage ist weiterhin angespannt. Nach wie vor befindet sich das gesamte Klinikum in Pandemiestufe 3. Auch auf den Normalstationen mussten die Kapazitäten für COVID-19-Patient* innen nochmals erweitert werden. Die Anzahl der Patient*innen hat sich seit der Vorwoche gerade auf den COVID-Normalstationen noch einmal erhöht. Momentan steht kein freies Intensivbett zur Verfügung. Neben den 11 COVID-Intensivpatient*innen sind 30 Betten durch non-COVID-Intensivpatient*innen/Notfälle belegt. Die Angaben beziehen sich auf den Bereich
der Erwachsenen.
Rund 74 Prozent aller aktuell im Klinikum behandelten COVID-Patient*innen sind nicht oder unvollständig geimpft beziehungsweise verfügen über einen unklaren Impfstatus. Bei den Intensivpatient* innen zeigt sich ein noch deutlicheres Bild: Hier sind knapp 93 Prozent nicht oder unvollständig geimpft beziehungsweise verfügen über einen unklaren Impfstatus. Das Alter der derzeit intensivmedizinisch betreuten COVID-19-Patient*innen liegt zwischen 53 und 73 Jahren. Die Mortalität der COVID-Intensivpatient*innen mit Aufnahme seit 1.7.2021 liegt bei 34 Prozent und unterscheidet sich nicht zwischen geimpften und ungeimpften COVID-Patienten.
Die Kapazität im Intensivbereich ist durch den Mangel an ausgebildetem Personal weiterhin eingeschränkt. Derzeit sind von 65 Intensivbetten nur 37 betreibbar. Somit wird die maximale Auslastung des Klinikums im Vergleich zu vorangegangenen Wellen deutlich früher erreicht. Jedes mit einem COVID-Patienten belegte Intensivbett bedeutet, dass das Klinikum ein weiteres Intensivbett schließen muss, weil die Betreuung der COVID-Patient*innen so aufwändig st, dass dafür Personal abgezogen werden muss.
Falls nicht mehr ausreichend Intensivkapazitäten verfügbar sein sollten, werden COVID Patienten im Rahmen des Clusters, bundesweit oder sogar in Ausland weiterverlegt werden. Planbare Operationen und internistische Prozeduren sind schon seit längerem reduziert. Die
Transportkapazitäten zur Verlegung von Intensivpatienten wurden in Abstimmung mit dem Sozialministerium derweil verdoppelt.
Die Zentrale Notaufnahme (ZNA) erlebt weiterhin einen regelrechten Ansturm an Patient*innen. Damit die ZNA für schwer und schwerstkranke COVID- und non COVID-Patienten weiter handlungsfähig bleibt, bitten wir Patient*innen mit leichten und mittelschweren Beschwerden, primär die Hausärzte und Notdienste der KV zu konsultieren, bevor sie die ZNA des Klinikums aufsuchen. Damit das Klinikum als Maximalversorger handlungsfähig bleibt, ist das Klinikum hier auch dringend auf die Unterstützung der niedergelassenen Kolleg*innen angewiesen, mit denen wir den engen Schulterschluss suchen.
Aktuelle Personalsituation
Derzeit sind 20 Mitarbeitende im Klinikum Karlsruhe positiv auf SARS-CoV-2 getestet.
Im Bereich des Pflege- und Funktionsdienstes fallen aktuell 196 Mitarbeitende durch Krankheit, Quarantäne oder Beschäftigungsverbot aus. Davon befinden sich 45 Mitarbeitende in Quarantäne oder im Beschäftigungsverbot.
Boosterimpfungen für Mitarbeitende gehen weiter
Nachdem die ersten internen Auffrischimpfungen sehr gut angenommen wurden, konnte das Klinikum das Angebot bis Ende November noch einmal auszuweiten. Sollte über diese erste Phase hinaus noch Bedarf bestehen, werden im Dezember weitere zusätzliche Impftage angeboten. Somit können alle Mitarbeitenden, die dies wünschen, zeitnah die Möglichkeit für eine dritte Impfung erhalten.
Erneutes Besuchsverbot im Klinikum
Das Klinikum Karlsruhe hat aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen im Landkreis und der Stadt Karlsruhe erneut ein Besuchsverbot in Kraft gesetzt. „Zum Schutz der Patientinnen und Patienten und unserer Mitarbeitenden sehen wir uns vor dem Hintergrund der weiter ansteigenden Corona-Fallzahlen dazu gezwungen, erneut ein Besuchsverbot im Klinikum zu verhängen“, erklärt der medizinische Geschäftsführer Prof. Michael Geißler. Ziel der einschneidenden Maßnahme ist es, dazu beizutragen, das Ansteckungsrisiko sowohl für Patient*innen, Besucher*innen und Mitarbeitende einzudämmen.
„Wir sind uns bewusst, dass das für unsere Patienten und ihre Angehörigen ein drastischer Einschnitt ist“, unterstreicht der kaufmännische Geschäftsführer Markus Heming. Das Besuchsverbot gilt ab dem 19. November. Ausnahmen wird es in der aktuellen Situation zunächst nur in engem Rahmen nach vorheriger Absprache der zuständigen klinischen Fachabteilungen und Zustimmung des behandelnden Arztes geben, z.B. für Eltern minderjähriger Kinder, Partner bei einer Geburt und bei Sterbenden. „Auch medizinische, soziale oder palliativmedizinische Gründe können im Einzelfall Ausnahmen zulassen.“
„Wir bitten unsere Besucher*innen zur Vermeidung einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus eindringlich um Verständnis und um strikte Einhaltung des Besuchsverbots“, so der abschließende Appel der beiden Geschäftsführer.