Interviewpartner
- Prof. Dr. med. Michael Geißler, Medizinischer Geschäftsführer
- Elvira Schneider, Pflegedirektorin
Themenschwerpunkte
- Einschätzung zur Lage bundesweit
- Einschätzung zur Lage in der Region
- Aktuelle Situation im Klinikum Karlsruhe
- Intensivstationen ziehen in Haus M
Einschätzung zur Lage bundesweit
Seit 1. Juni stuft das Robert Koch-Institut die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung durch SARS-CoV-2 statt mit „sehr hoch“ mit „hoch“ ein. Die weiterhin hohe Gefährdung ergibt sich aus dem relativen Rückgang der Fallzahlen und Hospitalisierungen bei einem weiterhin hohen Niveau der Fallzahlen, der Verbreitung von einigen SARS-CoV-2 Varianten sowie der noch nicht hohen Impfquote.
Insgesamt haben 47 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung gegen COVID-19 bekommen. Knapp 24 Prozent wurden bereits vollständig gegen COVID-19 geimpft.
Die 7-Tages-Inzidenz für ganz Deutschland hat seit Anfang der Kalenderwoche 17 deutlich abgenommen und liegt aktuell bei knapp 19. In den vergangenen Wochen sank die 7-Tage-Inzidenz in allen Altersgruppen, wobei der Infektionsort nach wie vor bei einem Großteil unbekannt ist. Häufungen sind insbesondere in Haushalten, im beruflichen Umfeld sowie in Kitas und Horteinrichtungen zu beobachten.
Der 7-Tage-R-Wert liegt bundesweit mit zuletzt 0,79 deutlich unter 1. Das RKI hat am 11.06. insgesamt 2.440 Neuinfektionen gemeldet. Die Zahl der gemeldeten neuen Todesfälle in Zusammenhang mit einer COVID 19-Erkrankung liegt bei 102.
Um die positive Entwicklung nicht zu gefährden, rät das RKI weiterhin dazu, die bekannten AHA + L-Empfehlungen ernst zu nehmen und sich bei Krankheitsanzeichen testen zu lassen und zuhause zu bleiben. Es wird außerdem empfohlen, Angebote für eine Impfung gegen COVID-19 wahrzunehmen. Die Rücknahme von Maßnahmen solle aus epidemiologischer Sicht unbedingt schrittweise und nicht zu schnell erfolgen.
Die Weltgesundheitsorganisation hat eine neue Bezeichnung für SARS-CoV-2-Varianten eingeführt. Diese werden nun anhand griechischer Buchstaben deklariert. Während die VOC Alpha („britische Variante“) seit März 2021 in Deutschland der vorherrschende COVID-19-Erreger ist, hatte die VOC Delta („indische Variante“) in KW 21/2021, wie schon in der Vorwoche, einen Anteil von ca. 3 Prozent. Dies berücksichtigt auch Nachmeldungen.
Einschätzung der Lage in der Region
Die Infektionslage im Stadt- und Landkreis Karlsruhe hat sich nach Angaben des Verwaltungsstabs der Stadt weiter entspannt. Es gibt kein wesentliches Ausbruchsgeschehen. Nach dem Schulstart wurden im Stadtkreis Karlsruhe lediglich vier positive Schnelltestergebnisse gemeldet. Die weitere Entwicklung des Infektionsgeschehens wird aufgrund der vorgenommenen Öffnungsschritte beobachtet. Tagesaktuell liegt der Inzidenzwert für Karlsruhe Stadt bei 12 und im Landkreis bei 20 (Corona-Portal Karlsruhe).
Die Anzahl der registrierten Virusmutationen der Delta-Variante nimmt zu, ohne dass konkrete Infektionsquellen bekannt sind.
Aktuelle Situation im Städtischen Klinikum Karlsruhe
Im Klinikum Karlsruhe stabilisiert sich die Situation weiter und die Anzahl der an COVID-19 erkrankten Patienten geht zurück. Die COVID-Intensivstation wird ab Montag auf 6+2 Betten reduziert. Sofern die Lage stabil bleibt, erfolgt eine weitere Reduktion ab 21.6.2021 auf 6 Betten. Die Bettenanzahl auf der COVID-Normalstation konnte auf 16 Betten verringert werden.
Angesichts der jüngsten Entwicklung hofft die Einsatzleitung, dass das Hauptaugenmerk bei der klinischen Versorgung verstärkt auf die Therapie von non-COVID-Patienten ausgerichtet werden kann. Die OP-Kapazität soll in den nächsten drei bis vier Wochen mit Augenmaß und in Abhängigkeit der jeweils aktuellen Situation nach und nach erhöht werden. Das Klinikum befindet sich aktuell in Pandemiestufe 2.
Aktuelle Personalsituation
Derzeit sind 4 Mitarbeitende im Klinikum Karlsruhe positiv auf SARS-CoV-2 getestet und unterliegen einem durch das Gesundheitsamt erteilten Beschäftigungsverbot.
Im Bereich des Pflege- und Funktionsdienstes fallen aktuell 135 Mitarbeitende durch Krankheit, Quarantäne oder Beschäftigungsverbot aus. Davon befinden sich 27 Mitarbeitende in Quarantäne oder im Beschäftigungsverbot.
Intensivmedizin des Klinikums wächst in Haus M zusammen
Trotz der noch immer bestehenden Herausforderungen durch die Corona-Pandemie konnten in dieser Woche die ersten Intensivstationen im laufenden Betrieb ihre neuen Räumlichkeiten in Haus M beziehen. Die kardiologische und onkologische Intensivstation D11 sowie die
nephrologische und gastroenterologische Intensivstation B13 sind zur internistischen Intensivstation M0E Eiche zusammengewachsen. Dort werden jetzt alle internistischen Intensivpatienten interdisziplinär behandelt. M0E ist in Ebene 00 angesiedelt und bietet künftig bis zu 22 Behandlungsplätze. Die 18 Ein- und zwei Zweibettzimmer sind nach dem aktuellen Stand der Intensivmedizin ausgestattet sowie hell und modern eingerichtet. In vier Zimmern können Patienten mit besonderen Erkrankungen isoliert werden.
In Zukunft werden alle Intensivstationen und Intermediate Care-Einheiten des Klinikums gemeinsam auf der Ebene 00 beheimatet sein. Somit lassen sich zwischen den Bereichen Synergieeffekte erzielen und die Beschäftigten können sich austauschen und bei Bedarf unterstützen.
Sollte die COVID-Intensivstation in den nächsten Wochen durchgängig mit weniger als 6 Betten belegt sein, wird auch sie in Haus M umziehen.