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Vom Mond, der einen Platten hatte oder warum Löwen lieber Kuchen essen

WERKRAUM:Karlsruhe und das Städtische Klinikum Karlsruhe laden mehrmals im Monat junge Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und deren Geschwister zu „Geschichten aus dem Koffer“ ein.

Es ist Freitagvormittag. Im Spielzimmer sitzen drei junge Patienten mit ihren Eltern. Doch nicht wie üblich wird dort gemalt, gebaut oder gespielt, sondern angeregt zugehört. Melanie Meier von WERKRAUM: Karlsruhe, eine freie Organisation für Theater, Film und Soziales, sitzt mit ihrem kleinen roten Koffer und einem den Kindern fremden Instrument und erzählt Geschichten: Geschichten aus dem Koffer, ein Improvisations-Erzählprojekt.

„Man weiß nie, welche Geschichte gleich herauskommt. Was meint ihr? Wer soll darin vorkommen?“, fragt die Theaterpädagogin die jungen Zuhörer. Schon kommen die ersten Ideen der Kinder. „Ein Löwe“, „Bob, der Baumeister“, „eine Rakete“. Die ersten Töne erklingen, der Koffer wird geöffnet. Die Geschichte, die in diesem Moment entsteht, entführt die Kinder in die Welt, in der nichts unmöglich ist. Darin kommt vor: ein Löwe, Bob, der Baumeister und eine Rakete.

In diesen Erzählstunden sind die Kinder nicht nur Zuhörer, sondern gestalten die Geschichten aktiv mit: „Die Kinder entscheiden selbst, wie viel sie zur Geschichte beitragen möchten. Manche sind durch ihre Erkrankung geschwächt und wollen einfach nur zuhören. Andere wiederum nehmen rege Einfluss auf den Verlauf der Geschichte.“ Denn mit ‚Geschichten aus dem Koffer‘ soll die Autonomie und Kreativität der Kinder angeregt werden - egal wie eingeschränkt sie ansonsten durch ihre Erkrankung sind. „Die Teilhabe aller Kinder an Kreativität, wohltuenden Momente der Ruhe und das lebendige Erleben von Phantasie, das ist Grundlage des Projektkonzepts. Deswegen sucht WERKRAUM: Karlsruhe einen Ort aus, an dem man zunächst „künstlerischen Auszeiten“ nicht erwartet: Kinderkrankenstationen. So besucht „Geschichten aus dem Koffer“ seit August 2016 mehrmals im Monat sowohl die Spielzimmer als auch die Krankenzimmer und gelegentlich die Räuberburg - denn erreicht werden sollen nicht nur die kleinen Patienten, sondern auch deren Geschwister, die vom Klinikaufenthalt genauso betroffen sind.

Finanziert wird das Projekt, das voraussichtlich noch bis August dauert, aus Spendengeldern des 24-Stunden-Laufs für Kinderrechte 2016. „Mit dem Städtischen Klinikum Karlsruhe haben wir einen sehr offenen und interessierten Partner gefunden. Die Pflegedienstleitung und das Personal auf den Stationen tragen die Erzählstunden prima mit. Wir haben uns deswegen sehr gefreut, das Projekt nun endlich in diesem Umfang finanzieren zu können“, so Jürgen Sihler, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter von WERKRAUM: Karlsruhe. Melanie Meier hingegen muss weiter ins nächste Patientenzimmer, mit ihrem kleinen roten Koffer. Welche Geschichten diesmal herauskommen werden, weiß man noch nicht.

Autor: Petra Geiger