Fachgesellschaften und Wissenschaftler sind sich einig: Spezialisierte Zentren sind am besten dafür geeignet, Erkrankungen der Aorta, auch Hauptschlagader genannt, zu versorgen. Die Klinik für Gefäßchirurgie des Städtischen Klinikums Karlsruhe hat daher schon vor Jahren eine eigene Sektion Aortenchirurgie innerhalb des interdisziplinären Gefäßzentrums gegründet. Ziel der Sektion ist es, die Versorgung von Aortenerkrankungen in der Region Karlsruhe gemeinsam mit anderen Disziplinen koordiniert, leitliniengerecht und fachlich auf hohem Niveau sicherzustellen.
„Die Bedeutung von Erkrankungen der Aorta ist der Bevölkerung oft nicht gut bekannt“, bedauert Prof. Dr. Martin Storck, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie. „Dabei betreffen sie die gesamte Hauptschlagader vom Herz bis zur Aufzweigung im Becken und können schwerwiegende Folgen wie innere Blutungen nach Einrissen der Gefäßwand oder schwere Durchblutungsstörungen der Beine oder inneren Organe haben.“ Denn die Aorta transportiert das Blut vom Herzen in alle Körperregionen von Kopf bis Fuß.
Die europäische herzchirurgische Fachgesellschaft EACTS sowie die amerikanische Fachgesellschaft der Kardiovaskulären Chirurgen STS haben kürzlich in einer aktuellen Leitlinie die Bedeutung der Aorta hervorgehoben, indem sie die Aorta als Organ bezeichnen und die Behandlung durch Spezialisten fordern. „Um die Versorgung von Aortenaneurysmen vornehmen zu dürfen, müssen bestimmte strukturelle Kriterien erfüllt sein“, erklärt Dr. Georg Rothenbacher, Leitender Oberarzt und Sektionsleiter Aortenchirurgie. „Diese erfüllt das Klinikum Karlsruhe schon immer.“
Je nach Abschnitt sind verschiedene Disziplinen an der Versorgung von Erkrankungen beteiligt, insbesondere bei Aneurysmen – krankhafte Aussackungen mit Rupturgefahr – oder Dissektionen – Einrissen in der Aortenwand mit Falschkanalbildung und vielen anderen Komplikationen.
Etwa 80 Prozent der aortalen Erkrankungen spielen sich an der Bauchschlagader ab. Hier ist die Gefäßchirurgie primär fachärztlich zuständig. Zunehmend häufiger werden Aneurysmen auch endovaskulär – also minimal-invasiv – mit so genannten Stentgrafts versorgt. Alle Patienten mit Aortenerkrankungen werden im Team des Gefäßzentrums unter Koordination von Rothenbacher und Prof. Dr. Peter Reimer, Direktor des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie, systematisch analysiert. Bei Bedarf wird eine Therapie vorgeschlagen bzw. geplant. Sind herznahe Aortenabschnitte beteiligt, werden die Kollegen der benachbarten Helios Klinik für Herzchirurgie um Chefarzt Prof. Dr. Uwe Mehlhorn hinzugezogen.
„Die Entscheidung, ob offen oder endovaskulär behandelt wird, bespricht das Ärzteteam aufgrund der unterschiedlichen Datenlage zum Langzeitergebnis sowohl in einem Aorten-Board als auch offen mit dem Patienten“, ergänzt Rothenbacher. Die meisten endovaskulären Eingriffe an der Aorta können dabei ohne Herz-Lungen-Maschine durchgeführt werden.
„Um die Kooperation unserer Kardiologie mit der Helios Klinik für Herzchirurgie im Bereich der minimal-invasiven Klappenchirurgie (TAVI) zu verbessern, aber auch, um komplexe Erkrankungen der herznahen Aorta wie Aneurysmen und Dissektionen bestmöglich zu behandeln, wird noch dieses Jahr eine Brücke zwischen der Herzklinik und dem Klinikum Karlsruhe fertiggestellt“, schaut Prof. Dr. Michael Geißler, der medizinische Geschäftsführer der Klinikums Karlsruhe, nach vorne. „Diese ermöglicht den direkten Transport von Patienten zur CT-Diagnostik und zur wechselseitigen operativen Versorgung und verbessert so die Versorgungsqualität und Patientensicherheit.“
Weitere Informationen zur Arbeit der Sektion Aortenchirurgie im Klinikum Karlsruhe finden sich auf der Seite der Klinik für Gefäßchirurgie sowie auf der Seite des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie.