Für Krankenhäuser in Deutschland ist es in den vergangenen Jahren schwierig geworden, alle offenen Stellen in der Pflege zu besetzen. Dieser Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren tendenziell verstärken. Die Kliniken setzen diverse Maßnahmen um, um diesem Defizit entgegenzuwirken: durch Mitarbeiterbindung, durch die Modernisierung der Ausbildung, aber auch durch die gezielte Akquise von Pflegefachkräften aus dem Ausland.
Mit dem International Department hat das Städtische Klinikum Karlsruhe seine Maßnahmen gebündelt, um internationale Pflegefachkräfte für das Klinikum zu gewinnen und sie auf ihren ersten Schritten zu begleiten. Jetzt konnte Sandra Lehnert, die als Stellvertretende Pflegedirektorin am Klinikum das International Department verantwortet, die 50. Berufsanerkennung in Form einer Urkunde an eine Kollegin aus Chile überreichen.
„Die Fachkräfte, die beispielsweise auch von den Philippinen, aus Kolumbien oder Serbien kommen, sind alle gut qualifiziert, hatten aber durch ihre akademische Ausbildung im Heimatland andere Schwerpunkte als die Pflege in Deutschland“, erklärt Lehnert.
Zunächst durchlaufen sie einen achtmonatigen Vorbereitungskurs mit theoretischen und praktischen Bestandteilen. „Seit im November 2019 die ersten internationalen Kolleginnen und Kollegen eingereist sind, haben wir viel gelernt, angepasst und weiterentwickelt“, fasst Lehnert zusammen. „Beeindruckt hat mich von Beginn an, dass junge Pflegefachkräfte das Wagnis eingehen nach Deutschland zu kommen in der Erwartung, bessere Arbeitsbedingungen und bessere Lebensverhältnisse zu finden.“ Die Akquise der internationalen Fachkräfte erfolgt dabei über spezialisierte Agenturen.
Oft ist nicht allein die Sprachbarriere eine große Herausforderung für alle Beteiligten, sondern auch die fremde Kultur. Deshalb werden die Pflegekräfte eng vom Team des International Department begleitet, das u.a. aus Pflegepädagogen, Praxisanleitern, einer Sozialarbeiterin und einer Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache besteht. „Wir zielen eben nicht nur auf die Anerkennung des Berufsabschlusses ab, sondern legen großen Wert auf das Onboarding und die Integration auf beruflicher und privater Ebene“, betont Lehnert.
Entscheidend ist eben, dass sich die internationalen Fachkräfte wohlfühlen. „Die bedingungslose Unterstützung, die gute Einstellung, die Freundlichkeit und das Verständnis der Mitarbeiter des International Departments haben uns den Start unserer Arbeit und die Anpassung an die Kultur erleichtert“, bestätigt Karen M. Rodriguez Cruz aus Kolumbien, die im November 2021 ihre Anerkennung bekommen hat.
Aktuell betreut das International Department 63 Pflegefachkräfte und 13 Operationstechnische Assistenten. Knapp 40 weitere Fachkräfte sollen im laufenden Jahr noch hinzukommen. Für 2023 rechnet Lehnert darüber hinaus mit der Gewinnung von rund 70 Mitarbeitenden. „Mich freut besonders, dass von den Kolleginnen und Kollegen, die über das International Department zu uns gekommen sind, nach zweieinhalb Jahren noch über 80 Prozent im Klinikum Karlsruhe tätig sind.“