HolliE – so heißt der multifunktionale Serviceroboter mit einer Höhe von ca. 1,6 Metern, der in dieser Woche seinen Dienst im Städtischen Klinikum Karlsruhe tut. An der Testung im Realbetrieb im neuen Betten- und Funktionsgebäude Haus M sind Pflegekräfte und Patienten beteiligt. In einem eigens dafür eingerichteten Zimmer werden Grundfunktionen des Roboters von Patienten und Pflegekräften getestet.
HolliECares ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Verbundprojekt mit einem Volumen von gut 2,6 Mio. Euro unter der Koordination des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP).
„Der Serviceroboter hat das Potential, unseren Pflegekräften bestimmte wiederkehrende Tätigkeiten abzunehmen und sie dadurch punktuell zu entlasten“, sagt Elvira Schneider, Pflegedirektorin am Städtischen Klinikum Karlsruhe. „Natürlich wird er nie eine menschliche Pflegefachkraft ersetzen können, aber das ist auch gar nicht die Motivation des Projekts“.
Der Serviceroboter kommt in dieser Woche in drei verschiedenen Aufgabenfeldern zum Einsatz: HolliE kann bei der Kontrolle von Materialbeständen behilflich sein und Medikamentenschränke befüllen und verwalten. Im Bereich der Pflegeassistenz kann der Roboter gehfähige Patienten zu ihren Untersuchungen begleiten, sowie Patienten zu Bewegungsübungen auffordern und per Tablet anleiten.
Ein weiterer Bereich der Pflege, der viel Zeit in Anspruch nimmt, ist die Wunddokumentation. Auch hier hat HolliE das Potential, Pflegefachkräfte enorm zu entlasten, indem er mittels Sprachsteuerung und integrierter Hardware Bilder anfertigt und alle wichtigen Daten automatisch in die Wunddokumentation übernimmt.
Das Klinikum Karlsruhe ist Praxispartner des Projekts HolliECares und bundesweit eines der ersten Krankenhäuser, in dem ein multifunktionaler Roboter unter Realbedingungen getestet wird. „Deshalb freuen wir uns sehr, Teil dieses spannenden Projekts zu sein“, betont Geschäftsführer Markus Heming. „Wir sehen in der Digitalisierung des Gesundheitswesens eine große Chance, um Prozesse innovativ zu gestalten und unsere Mitarbeitenden auf diese Weise zu unterstützen.“
„HoLLiE wurde in Karlsruhe im Forschungszentrum für Informatik (FZI) – House of Living Labs – am KIT entwickelt und verbessert sich stetig. Mittlerweile kann er Serviceaufgaben sicher übernehmen und wird nun bei uns im Klinikum in einer realistischen Mensch-Roboter-Zusammenarbeit in der Pflege getestet“, freut sich Prof. Dr. Uwe Spetzger, der 2019 zusammen mit Markus Heming dieses Projekt angeschoben hat. „Für die sichere Navigation in Real-Life-Szenarien in dynamischen Umgebungen wie hier im Krankenhaus ist eine höchstaufwendige Robotersteuerung notwendig“ erklärt Spetzger. „Modernste Technologie und die Implementierung von künstlicher Intelligenz sind notwendig, um die komplexen Entscheidungen und eine angenehme Kollaboration zwischen Mensch und Maschine überhaupt zu ermöglichen“, erläutert Dr.-Ing. Arne Rönnau, Leiter des FZI Living Lab Service Robotics am KIT.
Neben dem Deutschen Institut für angewandte Pflegforschung (DIP) sind das Forschungszentrum für Informatik (FZI), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die ArtiMinds Robotics GmBH, das AWS-Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWSi), das Fraunhofer IOSB sowie das Knappschaftsklinikum Saar beteiligt. Eine zweite Testphase ist für Ende des laufenden Jahres im Klinikum geplant. „Die Testergebnisse und Rückmeldungen der Patienten und Pflegefachkräfte sind für uns sehr wertvoll und fließen nun in die weitere Entwicklung ein. Im Herbst werden wir dann wieder einen Schritt weiter sein“, resümiert Anne Gebert, Projektkoordinatorin des DIP, abschließend.
Text: P. Geiger, S. Gläsner