Brand, Überschwemmung, IT-Ausfall – Ein Krankenhaus ist ein hochsensibles System, das für viele Fälle gewappnet sein muss. Neben diesen internen Einflüssen können aber auch Einflüsse von außen seine Funktionalität auf die Probe stellen. Das hat nicht erst die Corona-Pandemie gezeigt. Um insbesondere bei schweren Unglücken viele Verletzte gleichzeitig versorgen zu können, hält das Städtische Klinikum Karlsruhe schon seit vielen Jahren Material, Medikamente und Einsatzpläne vor, um in diesen Situationen gewappnet und stets vor der Lage zu sein.
Durch die Kommission Katastrophenschutz wird die Schadensmatrix am und für das Klinikum kontinuierlich analysiert, Prozesse und Abläufe werden optimiert und den unterschiedlichen Gegebenheiten angepasst, um das Klinikum im Schadensfall von innen oder außen betriebsfähig zu halten.
„Ein besonderes Augenmerk legen wir auf eine potenzielle Großschadenslage, einem so genannten Massenanfall von Verletzten, kurz MANV“, erklärt Dr. Björn Bergau, Oberarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin und federführendes Mitglied der Kommission Katastrophenschutz. „Dieser kann durch einen Verkehrsunfall, eine Massenpanik oder leider auch auf Grund eines Terroranschlages verursacht sein. Für die Behandlung einer so großen Anzahl von Verletzten unterschiedlicher Verletzungsschwere, die die normale Kapazität überschreiten, haben wir im Klinikum feste Abläufe und Strukturen etabliert und halten die nötigen Materialien für deren Versorgung im Ernstfall vor.“
„Auch angesichts der Corona-Pandemie haben wir die Lager vor Kurzem aufgestockt“, betont Bergau, neben dem die Unfallchirurgin Charlotte Riexinger, der Brandschutzbeauftragte des Klinikums Michael Zorn sowie der Pflegedienstleiter Matthias Schindel in der Kommission Katastrophenschutz vertreten sind.
Seit Ende Oktober bevorratet das Klinikum ein weiteres Sanitätsmateriallager. „Dieses Lager betreiben wir in Kooperation mit dem Bund, der dafür die Beschaffung und den Unterhalt finanziert“, erklärt Bergau. Dort lagern Verbrauchsmaterialen, mit denen bis zu 300 Patienten unterschiedlicher Verletzungskategorien für drei Tage versorgt und behandelt werden können. Das Wälzen, d.h. der fortlaufende Zyklus von Verbrauch und Nachbestellung der bevorrateten Artikel durch das Klinikum, stellt den immer einwandfreien Zustand dieser Verbrauchsmaterialien und Medikamente sicher.
„Das Sanitätsmateriallager des Bundes ergänzt unser eigenes, von dem aus die Helfer direkt und rund um die Uhr auf Material für 75 Patienten zugreifen können. Dort halten wir ebenso Verbandsstoffe, Katheter für Intensivpatienten oder andere Notfallmaterialien wie Tourniquet und Chest Seals zur Behandlung lebensbedrohlicher Blutungen vor“, zählt Bergau auf. „Wird das Material des Bundes anderweitig benötigt, können wir innerhalb von sechs Stunden das gesamte Lager am Klinikum abholbereit zur Verfügung stellen, um so die Versorgung jederzeit und überall zu gewährleisten.“
Gemeinsam mit einem IT-Dienstleister baut die Kommission Katastrophenschutz gerade eine technische Lösung auf, mit der je nach Schwere eines MANV mit der benötigten Personenzahl aus ärztlichen, pflegenden und technischen Kollegen kommuniziert werden kann. „Künftig wird diese Alarmierung webbasiert erfolgen, da das Krankenhaus als Bestandteil der kritischen Infrastruktur auch zusätzlich im Rahmen eines Cyberangriffs zum Ziel werden kann“, beschreibt Bergau. „Diese Verbesserung macht uns weniger angreifbar im Rahmen eines Katastrophenfalls.“ Insbesondere diese neuen Gefahren der Cyberangriffe und Terroranschläge, die Krankenhäuser in den Fokus nehmen, erfordern besondere Vorbereitungen und Pläne, die in der Kommission konsequent umgesetzt, aktualisiert und überarbeitet werden. „Wir sind gewappnet“, sagt Prof. Michael Geißler, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums, „auch wenn wir hoffen, dass wir alle diese Vorbereitungen und Maßnahmen nie anwenden müssen!“