Im Zuge der Bilanzpressekonferenz freuen sich Aufsichtsratsvorsitzender und Bürgermeister Klaus Stapf sowie die beiden Geschäftsführer Markus Heming und Prof. Dr. Hans-Jürgen Hennes, dass es gelungen ist, weitere wichtige Weichen für das Klinikum zu stellen. Sie informieren über Details und Hintergründe der erreichten Ergebnisse sowie über die aktuellen und künftigen Entwicklungen im Klinikum.
Die Neubaumaßnahmen schreiten immer weiter voran. Mit dem Richtfest des künftigen Betten- und Funktionshauses M am 8. Oktober im Beisein von Manfred (Manne) Lucha (MdL), Minister für Soziales und Integration, rückt die Erreichung eines weiteren wichtigen Meilensteins in greifbare Nähe.
Mit Blick auf die finanziellen Rahmenbedingungen, die es Maximalversorgern wie dem Klini-kum Karlsruhe erschweren, den Spagat zwischen Kostendeckung des laufenden Betriebs und erforderlichen Investitionen zu leisten, investierte das Klinikum im zurückliegenden und laufenden Geschäftsjahr in modernste Medizintechnik und etablierte wichtige medizinische Innovationen. Damit setzt es weiter konsequent das 2016 verabschiedete Medizinkonzept mit Fokussierung auf die Versorgung und Behandlung von Patienten mit schwierigen und komplizierten Erkrankungen um.
Roland Berger Krankenhausstudie 2018
Laut Roland Bergers „Krankenhausstudie 2018“ hat sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser 2017 erneut verschlechtert. Demzufolge konnten im zurückliegenden Geschäftsjahr 41 Prozent der befragten Krankenhäuser keinen Überschuss erwirtschaften. Die untersuchten Krankenhäuser gehen auch für 2018 von einer weiteren Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation aus. Mittelfristig erwarten etwa 60 Prozent der Krankenhausmanager eine weitere Eintrübung ihrer wirtschaftlichen Situation. Als größte Herausforderungen sehen Krankenhäuser der Studie zufolge den weiter zunehmenden Fachkräftemangel und den anhaltend hohen Investitionsbedarf.
Neubaumaßnahmen und Altbausanierung
„Das Städtische Klinikum Karlsruhe baut für Sie“
Mit Inbetriebnahme der neugebauten Kältezentrale (Haus G2) und der komplett entkernten und modernisierten Wärmezentrale (Haus G) im Juni und September letzten Jahres konnte die Energieversorgung des Klinikums auf vollkommen neue Beine gestellt werden. Das Klinikum Karlsruhe verfügt jetzt über eine der europaweit modernsten und nachhaltigsten Energiezentralen. Dies ist von großer Bedeutung, denn das Städtische Klinikum hält damit seit 2016 ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach EMAS-Kriterien vor.
Im Beisein von Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzendem Klaus Stapf, den Geschäftsführern Markus Heming und Prof. Dr. Hans-Jürgen Hennes, Ministerialrat Dr. Frank Wiehe vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg wurde im März das neue Institutsgebäude Haus I feierlich eingeweiht. Dort sollen künftig die Apotheke und die Abteilung für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene untergebracht werden. In dem Gebäude wird außerdem die Schule für Medizinisch-Technische Laboratoriums-Assistenten mit 16 Laborarbeitsplätzen eingerichtet. Der vollständige Routinebetrieb ist Ende 2018 vorgesehen.
Um den Neubau von Haus M in Angriff zu nehmen, waren vorab umfangreiche Vorarbeiten erforderlich. Nach Abschluss der vorbereitenden Maßnahmen begann im September 2017 der Rohbau von Haus M. Für den 8. Oktober ist das Richtfest geplant. Parallel laufen die Vorbereitungen für die 2021 geplante Inbetriebnahme unter Einbeziehung der Mitarbeitenden bereits auf Hochtouren.
Parallel schreitet auch die Altbausanierung voran. Zum 01.07.2018 wurde die Zentrale Aufnahmestation mit zunächst 14 Betten in Betrieb genommen. Die Stationen E50 und E60 wurden bereits saniert, die Wahlleistungsstation E30 befindet sich aktuell in der Sanierungsphase.
Im Jahr 2017 hat die Stadt Karlsruhe für die Baumaßnahmen insgesamt Zuschüsse in Höhe von 11,6 Mio. € zur Verfügung gestellt, davon 8,1 Mio. € für den Neubau und 3,5 Mio. € für die Altbausanierung.
Jahresergebnis 2017
Für 2017 erzielte das Städtische Klinikum Karlsruhe Erträge von 341,263 Millionen Euro und ein Betriebsergebnis von -2,7 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag beläuft sich auf -7,5 Millionen Euro.
Vor allem Sondertatbestände beeinflussen das Ergebnis 2017 negativ. Die Schere zwischen Personalkostenentwicklung und Erlössteigerung geht weiter auseinander. Dadurch ergeben sich für das zurückliegende Geschäftsjahr Belastungen von rund 4,8 Millionen Euro durch Tarifsteigerungen sowie rund 2,4 Millionen Euro durch die neue Entgeltordnung im TVöD.
Aufgrund der Tariferhöhungen von TVöD und TV-Ärzte sowie dem neuen Tarifgefüge mussten ca. 7,2 Millionen Euro mehr für den Personalbedarf aufgewendet werden. Zudem lag auch die Leistungsentwicklung leicht unter dem Vorjahr. Dem gegenüber stehen Mehrerlöse in Höhe von 5,2 Millionen Euro aus der Steigerung des Landesbasisfallwerts (LBFW). Was unter dem Strich eine Unterdeckung von rund -2 Millionen Euro ausmacht.
Schon bei der Bilanzpressekonferenz 2016 zeigte Geschäftsführer Markus Heming mit Blick auf den Landesbasisfallwert (LBFW) auf, dass anfallende Kostensteigerungen durch Tarifabschlüsse nicht durch die Entwicklung des DRG-Budgets gepuffert werden können.
Der Landesbasisfallwert ist ein landesweit einheitlicher Preis für Klinikleistungen. Er ist eine zentrale Komponente zur Erlösbestimmung einer Klinik. Lohnunterschiede der Bundesländer werden bei der Festlegung des LBFW aktuell nicht berücksichtigt. Das trifft die Krankenhäuser im „Hochlohnland“ Baden- Württemberg besonders hart und hat erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Kliniken. Diesen Effekt bekommt auch das Klinikum deutlich zu spüren. Betrachtet man die Kostenanteile für den Pflegedienst, welche durch die Fallpauschalen refinanziert werden im Vergleich zu den tatsächlichen Personalkosten, zeigt sich, dass der Pflegedienst durch die Kostenträger unterfinanziert ist. Im Jahr 2017 lagen die Pflegepersonalkosten des Städtischen Klinikums bei ca. 70,2 Millionen Euro. Durch die Fallpauschalen wurden jedoch nur ca. 67,5 Millionen € refinanziert, sodass sich eine Unterdeckung von ca. 2,7 Millionen Euro ergibt. Im Wirtschaftsplan 2017 wurde ein Ergebnis von -3,8 Millionen Euro angestrebt, das ohne diese Sondertatbestände eingehalten worden wäre.
Leistungsentwicklung − Rückblick und Ausblick
Für 2017 beträgt die Fallzahl 61.808. Es wurde ein Case-Mix (Inlieger) von 63.634 Punkten erreicht und der Case Mix Index auf 1,177 gesteigert. Die Entwicklung im zurückliegenden Geschäftsjahr 2017 verdeutlicht, dass das Medizinkonzept in seiner Umsetzung greift.
Der Case Mix dient als Bewertungs- und Vergleichswert sowie als Richtgröße für den Patienten-Mix eines Krankenhauses. Der Case Mix Index (CMI) beschreibt in Abrechnungs- und Managementsystemen, die mit Diagnosis Related Groups (DRG) arbeiten, den durch-schnittlichen Schweregrad der in der betreffenden Einrichtung im Laufe eines Zeitraumes behandelten Fälle.
Ausblick 2018
Auch der Ausblick auf 2018 zeigt deutlich, dass das strategisch wichtige Medizinkonzept weiterhin wie geplant umgesetzt wird. Es ist eine kontinuierliche Leistungsentwicklung zu verzeichnen, die durch die Behandlung schwerer, komplexer Fälle und von Patienten mit Mehrfacherkrankungen zu begründen ist. Im Wirtschaftsplan 2018 ist ein Jahresergebnis von -3,9 Millionen geplant.
Pflegepersonal-Stärkungsgesetz und Pflegepersonal-Untergrenzen (PPU)
Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes (PpSG)
Am 1. August hat der Entwurf des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes (PpSG) das Bundeskabinett passiert. Mit dem Gesetz will die Große Koalition erste Schritte bei der Behebung des Fachkräftemangels in der Kranken- und Altenpflege einleiten.
Für Krankenhäuser bedeutet dies:
- Der Krankenhausstrukturfonds wird ab 2019 für vier Jahre mit einem Volumen von 1 Mrd. € jährlich fortgesetzt. Die Finanzierung erfolgt wie bisher je zur Hälfte aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds und aus Mitteln der Länder.
- Die Finanzierung der Pflegepersonalkosten der Krankenhäuser soll ab dem Jahr 2020 auf eine neue, von den Fallpauschalen unabhängige, krankenhausindividuelle Vergütung umgestellt werden. Welche Berufsgruppen über das sogenannte Pflegebudget finanziert werden, ist noch nicht abschließend definiert. Fraglich ist, ob Be-rufsgruppen, die zur Entlastung der Pflege dienen, auch voll finanziert werden.
- Bereits ab dem Jahr 2018 sollen die Tarifsteigerung für die Pflegekräfte im Krankenhaus vollständig von den Kostenträgern refinanziert werden. Die zusätzlichen Fi-nanzmittel sind nachweislich für Pflegepersonal einzusetzen.
- Das Pflegestellenförderprogramm wird fortgeführt. Jede zusätzliche oder aufgestockte Pflegestelle im Vergleich zum Bestand am 01.01.2015 soll von den Kosten-trägern vollständig refinanziert werden.
- Der Pflegezuschlag im Krankenhaus wird zum 31.12.2019 gestrichen. Somit fehlen den Krankenhäusern in Baden Württemberg jährlich 60 Mio. EUR.
- Die Ausbildungsvergütung von Auszubildenden in der Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und Krankenpflegehilfe wird im ersten Ausbildungsjahr ab 2019 vollstän-dig von den Kostenträgern refinanziert.
- Ab 2020 soll auf der Basis eines "Pflegequotienten" die Pflegepersonalausstattung geregelt werden. In einer Verordnung sollen zudem Sanktionen für die Krankenhäuser festgelegt werden, die danach eine bestimmte Mindestpersonalausstattung nicht erfüllen.
Pflegepersonaluntergrenzen (PPUG)
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) legte am 23. August 2018 mit Wirkung zum 1. Januar 2019 Pflegepersonaluntergrenzen (PPUG) fest. Geplant sind diese Untergrenzen für zunächst vier pflegesensitive Krankenhausbereiche. Der Verordnung zufolge sollen Untergrenzen für die Intensivmedizin, die Geriatrie, die Kardiologie und die Unfallchirurgie gelten. Die PPUG werden als Verhältnis zwischen der Patientenzahl und Anzahl der Pflegekräfte festgeschrieben. Dabei werden laut Ministerium vier Kategorien von Schichten unterschieden: Tag- und Nachtschichten an Wochentagen sowie Tag- und Nachtschicht an Wochenenden und Feiertagen.
Für das Klinikum bedeutet dies einen erhöhten Dokumentationsaufwand. Um den Nachweis zu erbringen, dass die PPUG eingehalten werden, muss ein monatsbezogener Durch-schnittswert ermittelt werden. Zudem muss einmal pro Quartal eine Meldung der Schichten, in denen die PPUG nicht eingehalten wurden, an die Kostenträger erfolgen. Zudem werden den Krankenhäusern Sanktionen für den Fall der Nichteinhaltung auferlegt.
Das Klinikum hat in den betroffenen Bereichen eine adäquate Personalausstattung.
Investitionen in Medizintechnik
Fortschritte in der Medizin und Weiterentwicklungen in der Medizintechnik werden kontinuierlich im Klinikum berücksichtigt und umgesetzt. Vor diesem Hintergrund tätigt das Klinikum 2017 und 2018 mit dem Ausbau der Medizintechnik wichtige Investitionen für die Zukunft. Im Fokus stehen dabei auch die Homogenisierung des Gerätebestands, die Vereinheitlichung bei der Bedienung sowie die Patientensicherheit. Bei der Beschaffung finden auch Planungsaspekte für den Neubau von Haus M Berücksichtigung. Die Vernetzung von Medizinprodukten gewinnt ebenfalls zunehmend an Bedeutung. Ziel ist es, alle von Systemen erzeugten Informationen im Sinne der Patientensicherheit und zur Effizienzsteigerung dem jeweiligen Patienten zuordnen und entsprechend speichern zu können. Dazu sollen künftig alle mit entsprechenden Schnittstellen ausgestatteten Medizinprodukte direkt an das Netzwerk angebunden werden.
Aktuell umgesetzt sind:
- Vereinheitlichung der Intensivbeatmung
- Vereinheitlichung der Narkosegeräte
- Vereinheitlichung des Patienten-Monitorings
- Umfangreiche Erneuerungen in der Radiologie im Hinblick auf das konventionelle Röntgen, die Mammographie, die Computertomographie und die Magentreso-nanztomographie
Medizinische Innovationen, Auszeichnungen und Zertifikate
Kopf-Hals-Tumor-Zentrum (KHTZ)
Auf Grundlage eines entsprechenden Audits am 05.07.2018 haben die unabhängigen Fachexperten der OnkoZert die Erteilung des Zertifikates des Kopf-Hals-Tumor-Zentrums (KHTZ) nach den Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (OnkoZert) als Kopf-Hals-TumorZentrum empfohlen.
Hier werden Patienten mit Tumorerkrankungen des Kopfes optimal durch die Klinik für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) und die Klinik für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) sowie alle Behandlungspartner versorgt
Das KHTZ arbeitet unter dem Dach des Tumorzentrums Karlsruhe (CCC – Clinical Cancer Center). Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe ist das KHTZ am Städtischen Klinikum das ein-zige zertifizierte Zentrum.
Ambulante Kardiologie
Nach dem Abschluss von Umbaumaßnahmen konnte am 1. Juli die neue "Ambulante Kar-diologie" eröffnet werden. Die neue Einheit ist in direkter Nachbarschaft zu den Herzkatheterlaboren etabliert. Sie bietet in drei Zimmern Platz für die Versorgung von bis zu sechs Patienten.
Der rasche Wandel in der Kardiologie macht es möglich, dass fast alle Linksherzkatheter-Untersuchungen durch die Arteria radialis am Handgelenk durchgeführt werden. Dies erlaubt es, die Untersuchungen problemlos ambulant vorzunehmen. Mit der Eröffnung der neuen Einheit sind zu Beginn pro Tag vier Patienten vorgesehen, die sich einer ambulanten Herzkatheteruntersuchung über die Arteria radialis unterziehen und am Nachmittag wieder nach Hause gehen. Die beiden weiteren Plätze sind für elektrische Kardioversionen bei Vorhofflimmern und den Austausch von Schrittmachern und Defibrillatoren bei Batterieerschöpfung vorgesehen, die ebenfalls ambulant erfolgen. Durch diese Umstrukturierung entsteht die Möglichkeit, einfache Eingriffe und Prozeduren schnell und unkompliziert außerhalb des stationären Bereichs durchzuführen. Das Belegmanagement zieht im Zuge dieser Umstrukturierung von der Chest Pain Unit in den ambulanten Bereich um und wird künftig als Anlaufstelle für die ambulanten Patienten dienen.
Neues Operationsmikroskop kommt in der Neurochirurgischen Klinik zum Einsatz
Bei Operationen am Gehirn, am Rückenmark und an der Wirbelsäule kommen in der Neurochirurgischen Klinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe modernste technische Geräte zum Einsatz. „Mit dem neuen robotischen Operationsmikroskop der Firma Zeiss steht uns seit Februar dieses Jahres eine Weltneuheit zur Verfügung“, berichtet PD Dr. Uwe Spetzger, Facharzt für Neurochirurgie und Direktor der Neurochirurgischen Klinik. Dabei handelt es sich um ein OP-Mikroskop, das nicht nur brillante Vergrößerungen liefert, sondern auch mit einem integrierten Endoskop ausgestattet ist. „Früher musste der Chirurg während der Operation zwischen zwei Systemen hin und her wechseln. Nun hat er beide Funktionen in einem Gerät gleichzeitig zur Verfügung“, erklärt Spetzger. Dieses neue Operationsmikroskop, welches sowohl bei Gehirn- als auch Wirbelsäulenoperationen zum Einsatz kommt, vereinfacht die Arbeit des Operateurs enorm und kommt den Patienten zugute.
Intramedulläre Beinverlängerungen in der Kinderchirurgischen Klinik
In der Sektion „Kinderorthopädie“ der Kinderchirurgischen Klinik am Städtischen Klinikum werden nicht nur Fußfehlbildungen, Hüftentwicklungsprobleme oder Tumore des Knochens behandelt, sondern auch Längendifferenzen an den Beinen. Eine Beinverlängerung wurde früher ausschließlich mithilfe des sogenannten Fixateurs externe vorgenommen. Bei dieser Art der Behandlung muss ein Fixateur – ein Haltegestell – von außen am Bein angebracht werden. Mithilfe von Stellschrauben wurde der verkürzte Knochen, der zuvor durchgesägt wurde, nach und nach verlängert. Der Patient drehte täglich die Stellschrauben, sodass pro Tag etwa ein Millimeter Verlängerung erreicht wurde. „Inzwischen kann die Kinderchirurgische Klinik bei vielen Patienten auf einen magnetbetriebenen Marknagel zurückgreifen“, berichtet die zuständige Sektionsleiterin, Oberärztin Dr. Eva-Kristin Renker. Sie weist darauf hin, dass es diese Art der Operation, die intramedulläre Beinverlängerung, erst seit wenigen Jahren gibt. Sie selbst hat die Behandlungsmethode vor rund einem Jahr aus Heidelberg an das Städtische Klinikum Karlsruhe gebracht. In einer minimalinvasiven Operation wird der Nagel in den Knochen implantiert und ist von außen nicht sichtbar. Der Patient bekommt ein Steuerungsgerät ausgehändigt, welches er auf das Bein setzt, um den Motor im Nagel zu aktivieren. „Die Magnetspule erzeugt eine Rotation des Magneten im Nagel, sodass die Nagelenden auseinandergedrückt werden. Da zuvor genau programmiert wurde, wieweit der Knochen pro Tag auseinandergedrückt werden soll, kann der Patient sicher sein, dies richtig zu machen.“
Neurologische Klinik mit DMSG-Zertifikat ausgezeichnet
Der Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose-Gesellschaft (DMSG) hat die Neurologische Klinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe im Oktober 2017 als MS-Zentrum zertifiziert. Dieses DMSG-Zertifikat bescheinigt „eine qualitativ hochwertige, von Leitlinien gestützte akute und rehabilitative Behandlung durch auf MS spezialisierte Neurologen und andere MS-Fachkräfte“, wie es in den Leitlinien der DMSG heißt. Das Zertifikat, das es seit 2005 gibt, soll den Patienten, die an der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose leiden, eine unabhängige, verlässliche Orientierung bieten und den Weg zu einer fachgerechten Versorgung weisen. „Erklärtes Ziel ist es, die Qualitätsstandards für die adäquate Versorgung MS-Erkrankter kontinuierlich weiterzuentwickeln und viele Einrichtungen zur Umsetzung dieser Standards anzuhalten“, erklärt Prof. Dr. Peter Flachenecker, Mitglied des Vorstands des Ärztlichen Beirats des DMSG-Bundesverbands. Bisher wurden bundesweit rund 175 Einrichtungen zertifiziert.
Zertifizierte Sterilgutaufbereitung zur Sicherheit der Patienten
Die Zentrale Sterilgutversorgung des Städtischen Klinikums Karlsruhe wurde im Herbst 2017 vom TÜV Rheinland mit dem Zertifikat EN ISO 13485:2012, EN ISO 13485:2012/AC:2012 aus-gezeichnet. Diese Zertifizierung bestätigt, dass die Einrichtung die höchsten Hygieneanforderungen bei der Aufbereitung von Medizinprodukten erfüllt, um die Patientensicherheit zu steigern. Bei der Bewertung wurden Kriterien zugrunde gelegt, die den Vorgaben der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinproduktion (BfArM) entsprechen.
Bessere Behandlung durch Ganzkörperbestrahlung bei Leukämie, Lymphomen und ande-ren hämatologischen Erkrankungen
Patienten mit Leukämie, Lymphomen und anderen hämatologischen Erkrankungen, die eine Knochenmarks- oder Stammzelltransplantation erhalten müssen, benötigen häufig neben einer Chemotherapie eine Ganzkörperbestrahlung. Durch die Etablierung dieser komplexen Bestrahlungstechnik 2017 durch Prof. Dr. Katja Lindel, Direktorin der Klinik für Radioonkologie, können Patienten ihre komplette Therapie am Städtischen Klinikum erhalten. Durch diese intensive Behandlung kann es gelingen, die körpereigenen Abwehrzellen und die Tumorzellen vollständig zu zerstören. Die Chemotherapie gefolgt von einer Ganzkörperbestrahlung heißt Konditionierung. Nach der Konditionierung folgt die Knochenmarks- bzw. Stammzelltransplantation. Das Risiko für eine Abstoßung des Knochenmarks oder der Stammzellen des Spenders wird durch die Ganzkörperbestrahlung deutlich geringer. Das Klinikum ist damit neben den Universitätskliniken eines der wenigen Zentren, die diese komplexe Behandlung anbieten können.
Optimale Tumorbehandlung durch Teamwork bei bösartigen Lungenerkrankungen
Lungenkrebs gehört zu den häufigsten Krebsformen in Deutschland. Risikofaktor Nummer eins ist das Rauchen. Rund 90 Prozent der Männer und mindestens 60 Prozent der Frauen, die an Lungenkrebs erkranken, haben aktiv geraucht. Auch das Passivrauchen erhöht laut RKI das Risiko. Oft bleibt der Krebs lange unerkannt, da Symptome häufig erst auftreten, wenn der Tumor bereits fortgeschritten ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Krankheitszeichen vielfach unspezifisch sind. Mediziner unterscheiden zwischen einem kleinzelligen und nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom. Aktuell berichten Wissenschaftler in den Medien über ermutigende Erfolge dank des Einsatzes von Immuntherapien. Wann welche Form der Therapie zum Tragen kommt, kann erst anhand vorliegender Untersuchungsergebnisse entschieden werden. Hier ist Teamwork der Spezialisten gefragt, um den Erkrankten eine individuelle und maßgeschneiderte Therapie anzubieten. Im Klinikum Karlsruhe arbeiten bei der Behandlung von bösartigen Lungenerkrankungen die Medizinische Klinik I, die Medizinische Klinik III, die Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie und die Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie eng zusammen. Mit Univ.-Doz. Dr. med. Peter Hollaus, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Katholischen Klinikum Mainz, konnte auf Basis einer Kooperation ein Partner gewonnen werden, der seine hohe Expertise und langjährige Erfahrung bei der chirurgischen Behandlung von Lungentumoren im Klinikum einbringt. Er führt den größten Teil seiner Operationen endoskopisch durch, gemäß seinem Credo: So viel wie notwendig, so schonend wie möglich.
Entwicklungen bei der Notfallversorgung
Seit 2016 basiert das Konzept zur Notfallbehandlung von Patienten im Erwachsenenalter im Klinikum auf drei Säulen: Zentrale Notaufnahme (ZNA), allgemeinärztliche Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung und MVZ Hausärztliche Praxis/Notfallversorgung. Mit diesem Ansatz versucht das Klinikum, den in den letzten Jahren deutlich steigenden Patientenzahlen in der Notaufnahme zu begegnen. Ziel des Konzepts ist es, in der ZNA künftig wieder vorrangig Schwerkranke und Schwerverletzte zu behandeln und Patienten mit leichteren Erkrankungen in der Notfallpraxis beziehungsweise im MVZ zu versorgen. Für diese strukturelle und strategische Neuausrichtung der Notaufnahme waren eine bauliche Erweiterung der ZNA sowie Vereinbarungen mit der KV erforderlich. Mit dem Einzug der Bereitschaftspraxis der KV in unmittelbarer Nachbarschaft zur ZNA und dem ergänzenden Behandlungsangebot des MVZ außerhalb der Sprechzeiten der Bereitschaftspraxis ging das Modell vielversprechend an den Start. Mit Blick auf den sich in der ZNA abzeichnenden Rückgang rein ambulanter Patienten in den Jahren 2016 und 2017 sowie einem Anstieg der im MVZ behandelten Patienten ist die Umstellung erfolgreich angelaufen.
Aktuell wurde das Konzept zur Notfallversorgung mit der Eröffnung der Zentralen Aufnahmestation (ZAS) um eine weitere Komponente ergänzt, um die Abläufe deutlich zu verbessern.
Nach fast einjähriger Projekt-, Planungs-, Umbau- und Umsetzungsphase nahm die neue ZAS vor kurzem zum 1. Juli ihren Betrieb auf. Sie verfügt über 22 Betten.
Aufgenommen werden dort leicht erkrankte Patienten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nur einer kurzstationären Maßnahme, begrenzter und gezielter Diagnostik oder aber einer reinen Verlaufsbeobachtung bedürfen. Die maximale Verweildauer auf der Station beträgt 24 Stunden. Danach entscheidet sich, ob eine weitere stationäre Behandlung erforderlich oder eine Entlassung möglich ist. Die Notaufnahme und die Aufnahmestation bilden eine organisatorische Einheit. Die Belegungssteuerung der ZAS erfolgt durch das Behandlungsteam der ZNA.
Das Klinikum gehört zu den 10 größten Notfallversorgern in Baden- Württemberg und erfüllt die Voraussetzungen der höchsten Versorgung.